Technik & Hobby

3D-Druck Kosten Rechner 2025

Der 3D-Drucker ist die ultimative Maschine zur Herstellung von "Dingen". Vom Ersatzteil für die Spülmaschine bis zur Baby-Yoda-Figur. Doch viele Maker leiden unter dem "Material-Tunnelblick". Sie wiegen das fertige Teil (z.B. 100g), schauen auf den Spulenpreis (20€/kg) und denken: "Dieser Druck hat mich 2 Euro gekostet." Das ist eine gefährliche Milchmädchenrechnung, besonders wenn man plant, Drucke zu verkaufen (Etsy/Kleinanzeigen). Ein 3D-Drucker ist ein thermodynamischer Prozess. Ein Heizbett, das 20 Stunden lang auf 60°C (PLA) oder 100°C (ABS) gehalten wird, verbraucht oft mehr Strom, als das Material wert ist. Dazu kommen teure Verschleißteile (LCD-Screens bei Resin-Druckern halten oft nur 2000 Stunden) und die unsichtbaren Kosten der Nachbearbeitung (Isopropanol, Schleifpapier, Strom für Curing-Stationen). Dieser Rechner öffnet dir die Augen. Wir addieren Strom, Material, Abschreibung und Fehlerquote zu einem ehrlichen "Preis pro Teil".

Interaktiver Rechner

Die Formel

Kosten = (Material_g × Preis_g) + (Druckzeit_h × (Watt_Drucker / 1000) × Strompreis) + (Druckerpreis / Lebensdauer_h) + Fehldruck_Aufschlag

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, bevor du deinen Etsy-Shop eröffnest. Wenn du deine Arbeitszeit und den Strom nicht einrechnest, arbeitest du oft für einen Stundenlohn von minus 5 Euro.

Beispielrechnung

Beispiel: 15-Stunden-Druck (PETG). Material: 200g (ca. 4,00€). Strom (Bambu Lab X1C, Heizbett an): ca. 0,3 kWh/h = 4,5 kWh Gesamt (ca. 1,80€). Verschleiß/Wartung: 0,50€. Fehldruck-Rücklage (10%): 0,63€. Gesamtkosten: 6,93€. Wer das Teil für 5€ verkauft, legt drauf.

Anleitung: Mehr als nur Plastik schmelzen

Der 3D-Druck hat die Produktion demokratisiert. Aber er hat auch die Kosten verschleiert. Wenn du eine Schraube im Baumarkt kaufst, ist der Preis fix. Wenn du sie druckst, setzt sich der Preis aus fünf volatilen Faktoren zusammen.

Um den Rechner präzise zu nutzen, musst du deine Technologie kennen: FDM (Schmelzschichtung) oder SLA (Stereolithografie).

1. FDM: Der Kampf gegen die Thermodynamik

Bei FDM (Ender, Prusa, Bambu Lab) drückst du geschmolzenes Plastik auf eine Platte.
Der Kosten-Treiber: Das Heizbett.
Um Warping (Verziehen) zu verhindern, muss das Bett beheizt werden. Bei großen Druckern (300x300mm) ist das Bett eine riesige Heizplatte mit 300-500 Watt Leistung.

PLA / PETG (Günstig)

Bett-Temperatur: 50°C - 70°C.
Stromverbrauch: Moderat. Einmal aufgeheizt, muss nur wenig nachgefeuert werden (besonders im Gehäuse).
Material: 15-25€ / kg.

ABS / ASA / Nylon (Teuer)

Bett-Temperatur: 90°C - 110°C.
Stromverbrauch: Brutal. Die physikalische Differenz zur Raumtemperatur (20°C) ist riesig (Delta T = 80°C). Die Heizung läuft fast permanent auf Last.
Material: 20-40€ / kg.

2. SLA: Die Chemie-Rechnung

Bei Resin-Druckern (Elegoo, Anycubic) ist der Stromverbrauch vernachlässigbar (nur UV-LEDs und ein Motor). Hier explodieren die Nebenkosten.

  • Resin: Teurer als Filament.
  • Isopropanol (IPA): Du brauchst literweise Alkohol zum Waschen. Dieser verdunstet oder sättigt sich mit Harz und muss entsorgt werden.
  • Verschleißteile: Die FEP-Folie im Tank (alle paar Monate neu, ca. 10-20€) und der LCD-Screen (Lebensdauer begrenzt).

Physik: Warum Zeit Geld ist

Im 3D-Druck gilt eine paradoxe Regel: Schneller drucken spart Geld.
Warum? Weil der "Grundumsatz" (Heizbett, Lüfter, Mainboard, Licht) pro Stunde anfällt.

Das Bambu-Lab Phänomen

Moderne High-Speed-Drucker (CoreXY) sind teurer in der Anschaffung, aber billiger im Betrieb pro Teil.

Szenario: Helm drucken (500g)

Drucker A (Alt, langsam): 40 Stunden Laufzeit @ 150 Watt.
Verbrauch: 6,0 kWh -> Kosten: 2,40 €

Drucker B (Modern, schnell): 12 Stunden Laufzeit @ 200 Watt (höhere Peak-Last).
Verbrauch: 2,4 kWh -> Kosten: 0,96 €

Obwohl Drucker B mehr Watt pro Sekunde zieht, spart er durch die drastisch reduzierte Laufzeit über 50% Stromkosten pro Teil. Zeit ist der Hebel.

Wärmeverlust & Gehäuse

Ein offener Drucker ist wie Heizen bei offenem Fenster. Die Wärme vom Heizbett steigt auf (Konvektion) und verschwindet. Das Bett muss nachheizen.
Ein **Gehäuse (Enclosure)** hält die Wärme drin. Das Bett muss weniger heizen.
Hack: Ein einfaches Fotozelt oder ein IKEA-Lack-Tisch-Umbau spart nicht nur Strom, sondern verhindert auch Warping (weil die Umgebungstemperatur höher und konstanter ist).

Realitäts-Check: Die "Müll-Quote"

Kein YouTuber zeigt dir die Kiste mit den fehlgeschlagenen Drucken. Aber jeder hat sie.

1. Der Support-Müll

Um Überhänge zu drucken, brauchst du Stützstruktur (Supports). Diese wirfst du nach dem Druck weg.
Bei komplexen Figuren kann der Support-Anteil 30% bis 50% des Gesamtmaterials ausmachen!
Rechnung: Du kaufst 1kg Filament für 20€. Effektiv nutzt du für dein Modell nur 700g. Der Kilopreis für das *genutzte* Material steigt also real auf 28,50€.

2. Die Spulen-Reste

Auf jeder Rolle bleiben am Ende 5-10 Meter übrig, die zu kurz für einen großen Druck sind. Ohne Filament-Sensor oder Splicing-Tool landen diese Reste oft im Müll oder liegen jahrelang herum ("könnte man ja mal für einen Test brauchen"). Das sind oft 5% Schwund pro Rolle.

3. Die Feuchtigkeit (Wet Filament)

Filament (besonders PETG, TPU, Nylon) zieht Wasser aus der Luft (hygroskopisch). Feuchtes Filament führt zu schlechter Qualität (Stringing, Blobs) oder Fehldrucken.
Du brauchst einen **Filament-Trockner**. Dieser läuft oft 4-6 Stunden bei 50-70°C (ca. 50 Watt). Das sind Stromkosten, die du VOR dem Druck hast, nur um das Material nutzbar zu machen.

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Häufige Fragen (FAQ)

Verbraucht ein 3D-Drucker viel Strom?

Das hängt extrem vom Material ab. Der größte Verbraucher ist nicht der Motor oder die Düse, sondern das **Heizbett**. PLA (Bett 50-60°C) ist moderat. ABS/ASA (Bett 100-110°C) ist ein Stromfresser. Ein offener Drucker (Ender 3) verliert viel Wärme an die Umgebung und muss permanent nachheizen. Ein geschlossener Drucker (Bambu Lab, Voron) hält die Wärme besser. Grob: Rechne bei PLA mit 100-150 Watt im Durchschnitt, bei ABS mit 300-500 Watt (je nach Größe und Isolierung).

Lohnt sich Resin-Druck (SLA) finanziell?

Resin liefert fantastische Details, ist aber im Unterhalt teurer als FDM (Filament). 1. Das Harz ist teurer (30-60€/kg). 2. Du brauchst Unmengen an Isopropanol zum Waschen (Verdunstung!). 3. Du brauchst Nitril-Handschuhe und Küchenrolle (laufende Kosten). 4. Der LCD-Screen im Drucker ist ein Verschleißteil! Er brennt durch das UV-Licht aus und muss alle 2000-3000 Stunden getauscht werden (Kosten: 50-150€). SLA ist ein teures Hobby für Miniaturen, nichts für funktionale Großteile.

Wie berechne ich die Abschreibung?

Ein Hobby-Drucker hält nicht ewig. Lüfter sterben, Lager schlagen aus, Riemen leiern aus. Eine realistische Lebensdauer für 'Problemfreie Nutzung' liegt bei günstigen Druckern oft nur bei 1.000 bis 2.000 Druckstunden. Wenn dein Drucker 400€ gekostet hat und 2.000 Stunden hält, musst du pro Druckstunde 20 Cent Abschreibung (Amortisation) einrechnen. Bei teuren Maschinen (Prusa, Bambu) ist der Wiederverkaufswert höher, was die Kosten drückt.

Was ist der Infill-Trick?

Infill (Füllung) bestimmt Materialverbrauch und Druckzeit massiv. Ein Würfel mit 100% Infill braucht 4x mehr Material und Zeit als mit 20% Infill. Für reine Dekoration reichen oft 5-10% Infill (oder 'Lightning Infill'). Für funktionale Teile ist die Anzahl der Außenwände (Perimeter) viel wichtiger für die Stabilität als das Infill. 3 Wände + 15% Infill sind oft stabiler und billiger als 2 Wände + 50% Infill.

Zählt der 'Fail' auch zu den Kosten?

Ja, zwingend. Selbst bei Profis gelingt nicht jeder Druck. Warping (Ablösen vom Bett), Layer-Shifts oder verstopfte Düsen passieren. Wenn du 20 Stunden druckst und bei Stunde 19 passiert der Fehler, hast du 19 Stunden Strom und fast das ganze Material verloren. Eine realistische Kalkulation schlägt pauschal 10% bis 20% 'Risiko-Aufschlag' auf jeden Druck drauf, um diese Verluste querzufinanzieren.