Anleitung: Mehr als nur Plastik schmelzen
Der 3D-Druck hat die Produktion demokratisiert. Aber er hat auch die Kosten verschleiert. Wenn du eine Schraube im Baumarkt kaufst, ist der Preis fix. Wenn du sie druckst, setzt sich der Preis aus fünf volatilen Faktoren zusammen.
Um den Rechner präzise zu nutzen, musst du deine Technologie kennen: FDM (Schmelzschichtung) oder SLA (Stereolithografie).
1. FDM: Der Kampf gegen die Thermodynamik
Bei FDM (Ender, Prusa, Bambu Lab) drückst du geschmolzenes Plastik auf eine Platte.
Der Kosten-Treiber: Das Heizbett.
Um Warping (Verziehen) zu verhindern, muss das Bett beheizt werden. Bei großen Druckern (300x300mm) ist das Bett eine riesige Heizplatte mit 300-500 Watt Leistung.
PLA / PETG (Günstig)
Bett-Temperatur: 50°C - 70°C.
Stromverbrauch: Moderat. Einmal aufgeheizt, muss nur wenig nachgefeuert werden (besonders im Gehäuse).
Material: 15-25€ / kg.
ABS / ASA / Nylon (Teuer)
Bett-Temperatur: 90°C - 110°C.
Stromverbrauch: Brutal. Die physikalische Differenz zur Raumtemperatur (20°C) ist riesig (Delta T = 80°C). Die Heizung läuft fast permanent auf Last.
Material: 20-40€ / kg.
2. SLA: Die Chemie-Rechnung
Bei Resin-Druckern (Elegoo, Anycubic) ist der Stromverbrauch vernachlässigbar (nur UV-LEDs und ein Motor). Hier explodieren die Nebenkosten.
- Resin: Teurer als Filament.
- Isopropanol (IPA): Du brauchst literweise Alkohol zum Waschen. Dieser verdunstet oder sättigt sich mit Harz und muss entsorgt werden.
- Verschleißteile: Die FEP-Folie im Tank (alle paar Monate neu, ca. 10-20€) und der LCD-Screen (Lebensdauer begrenzt).
Physik: Warum Zeit Geld ist
Im 3D-Druck gilt eine paradoxe Regel: Schneller drucken spart Geld.
Warum? Weil der "Grundumsatz" (Heizbett, Lüfter, Mainboard, Licht) pro Stunde anfällt.
Das Bambu-Lab Phänomen
Moderne High-Speed-Drucker (CoreXY) sind teurer in der Anschaffung, aber billiger im Betrieb pro Teil.
Drucker A (Alt, langsam): 40 Stunden Laufzeit @ 150 Watt.
Verbrauch: 6,0 kWh -> Kosten: 2,40 €
Drucker B (Modern, schnell): 12 Stunden Laufzeit @ 200 Watt (höhere Peak-Last).
Verbrauch: 2,4 kWh -> Kosten: 0,96 €
Obwohl Drucker B mehr Watt pro Sekunde zieht, spart er durch die drastisch reduzierte Laufzeit über 50% Stromkosten pro Teil. Zeit ist der Hebel.
Wärmeverlust & Gehäuse
Ein offener Drucker ist wie Heizen bei offenem Fenster. Die Wärme vom Heizbett steigt auf (Konvektion) und verschwindet. Das Bett muss nachheizen.
Ein **Gehäuse (Enclosure)** hält die Wärme drin. Das Bett muss weniger heizen.
Hack: Ein einfaches Fotozelt oder ein IKEA-Lack-Tisch-Umbau spart nicht nur Strom, sondern verhindert auch Warping (weil die Umgebungstemperatur höher und konstanter ist).
Realitäts-Check: Die "Müll-Quote"
Kein YouTuber zeigt dir die Kiste mit den fehlgeschlagenen Drucken. Aber jeder hat sie.
1. Der Support-Müll
Um Überhänge zu drucken, brauchst du Stützstruktur (Supports). Diese wirfst du nach dem Druck weg.
Bei komplexen Figuren kann der Support-Anteil 30% bis 50% des Gesamtmaterials ausmachen!
Rechnung: Du kaufst 1kg Filament für 20€. Effektiv nutzt du für dein Modell nur 700g. Der Kilopreis für das *genutzte* Material steigt also real auf 28,50€.
2. Die Spulen-Reste
Auf jeder Rolle bleiben am Ende 5-10 Meter übrig, die zu kurz für einen großen Druck sind. Ohne Filament-Sensor oder Splicing-Tool landen diese Reste oft im Müll oder liegen jahrelang herum ("könnte man ja mal für einen Test brauchen"). Das sind oft 5% Schwund pro Rolle.
3. Die Feuchtigkeit (Wet Filament)
Filament (besonders PETG, TPU, Nylon) zieht Wasser aus der Luft (hygroskopisch). Feuchtes Filament führt zu schlechter Qualität (Stringing, Blobs) oder Fehldrucken.
Du brauchst einen **Filament-Trockner**. Dieser läuft oft 4-6 Stunden bei 50-70°C (ca. 50 Watt). Das sind Stromkosten, die du VOR dem Druck hast, nur um das Material nutzbar zu machen.
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