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Entnahmeplan Rechner

Du hast gespart, investiert und ein Vermögen aufgebaut. Herzlichen Glückwunsch, der schwerste Teil liegt hinter dir – dachtest du zumindest. Doch Finanzexperten wissen: Die "Entsparphase" (Decumulation) ist mathematisch und psychologisch deutlich komplexer als die Ansparphase. Während beim Sparen der Zinseszins dein bester Freund ist, kämpfen bei der Entnahme zwei mächtige Gegner gegen dich: die Inflation, die deine Kaufkraft frisst, und das "Langlebigkeitsrisiko" – die Gefahr, dass dein Geld ausgeht, bevor du stirbst. Dieser Entnahmeplan-Rechner ist kein Spielzeug für Träumer. Er ist ein strategisches Planungsinstrument. Er beantwortet die brutale Frage: "Kann ich meinen Job kündigen, oder lande ich mit 85 in der Altersarmut?" Wir berechnen hier nicht nur lineare Verläufe, sondern zwingen dich, Steuern und Kaufkraftverlust realistisch einzukalkulieren.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Kapital(t+1) = Kapital(t) * (1 + Rendite) - Entnahme * (1 + Inflation)^t

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, um die "4-Prozent-Regel" auf deine persönliche Situation in Deutschland (Steuern!) anzupassen, um zu entscheiden, ob du eine "Ewige Rente" (Kapitalerhalt) anstrebst oder einen gezielten "Kapitalverzehr" (Die with Zero) planst. Es hilft dir, die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und deinem Wunsch-Lebensstandard präzise zu schließen.

Beispielrechnung

Szenario "Frührente mit 55": 500.000€ Depot, 6% Rendite, 2% Inflation. Wunsch: 2.000€ Netto-Entnahme (steigend). Ergebnis: Ohne Kapitalverzehr unmöglich. Mit Kapitalverzehr reicht das Geld ca. 28 Jahre. Das bedeutet, mit 83 Jahren ist das Depot leer. Reicht dir das? Dieser Rechner zeigt es dir.

Anleitung: So planst du deine finanzielle Freiheit präzise

Ein Entnahmeplan ist im Grunde ein "umgedrehter Sparplan". Doch während du beim Sparen Fehler verzeihst (du kannst einfach später in Rente gehen), verzeiht die Entnahmephase keine Fehler (du kannst mit 75 oft nicht einfach wieder arbeiten gehen). Deshalb führen wir dich hier durch die kritischen Parameter.

1. Das Startkapital: Dein Lebenswerk

Gib hier den aktuellen Marktwert deines Portfolios an.
Wichtig: Trenne mentales "Notgroschen-Vermögen" vom "Investitions-Vermögen". Dein Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto (für die Waschmaschine oder das Auto) gehört nicht in diese Berechnung, da er keine Rendite erwirtschaftet und für Konsum reserviert ist. Hier gehört nur das Kapital rein, das für dich arbeiten soll (z.B. ETFs, Aktien, vermietete Immobilien).

2. Die Rendite: Optimismus vs. Realismus

Welche jährliche Wertentwicklung erwartest du?

  • MSCI World (historisch): ca. 7-8% nominal pro Jahr.
  • Sichere Staatsanleihen/Tagesgeld: ca. 1-3% pro Jahr.
  • Mischportfolio (60/40 Portfolio): ca. 4-6% pro Jahr.

⚠️ Warnung vor der Null-Linie: Viele Nutzer rechnen zu optimistisch. Bedenke, dass du in der Entnahmephase oft risikoaverser wirst (Umschichtung von Aktien in Anleihen). Rechne lieber mit 4% oder 5% Rendite als mit den 8% aus deiner Jugend. Ein Crash in der Entnahmephase wiegt schwerer als ein Boom.

3. Die Entnahme & Dynamik (Inflation)

Hier entscheidet sich dein Lebensstandard.

Die statische Entnahme

Du entnimmst jeden Monat exakt 1.500€.

Das Problem: In 15 Jahren sind diese 1.500€ durch die Inflation vielleicht nur noch so viel wert wie heute 900€. Du wirst ärmer, ohne dass die Zahl auf dem Kontoauszug sich ändert.

Die dynamische Entnahme (Empfohlen)

Du erhöhst deine Entnahme jährlich um den Inflationssatz (z.B. 2%).

Der Effekt: Im ersten Jahr entnimmst du 1.500€, im zweiten Jahr 1.530€, im zehnten Jahr schon ca. 1.800€. Dein Kapital schmilzt deutlich schneller, aber deine Kaufkraft bleibt erhalten. Das ist die einzige ehrliche Rechnung.

Die Mathematik: Warum dein Geld schneller weg ist als gedacht

Hinter dem Entnahmeplan steht keine einfache Division ("Geld geteilt durch Monate"), sondern eine rekursive Folge. Das Kapital kämpft einen ständigen Kampf: Zinseszins (Wachstum) vs. Entnahme (Schwund).

Die iterative Formel, die unser Algorithmus nutzt, sieht so aus:

$$K_{n} = K_{n-1} cdot (1 + r) - E_{Start} cdot (1 + i)^{n-1}$$

Die Legende:

  • $K_n$: Kapital am Ende des Jahres $n$.
  • $K_{n-1}$: Kapital des Vorjahres.
  • $r$: Jährliche Rendite (z.B. 0.05 für 5%).
  • $E_{Start}$: Deine anfängliche Jahresentnahme.
  • $i$: Die Inflationsrate (Dynamik), mit der deine Entnahme steigt.

Was uns die Formel lehrt: Der Term $(1+i)^{n-1}$ ist exponentiell. Das bedeutet, deine Entnahme wächst mit Zinseszins-Effekt. Wenn deine Anlagerendite $r$ nicht signifikant höher ist als deine Entnahmesteigerung $i$, kippt das System sehr schnell.
Das ist der Grund, warum die berühmte "Ewige Rente" nur funktioniert, wenn $r > Entnahmerate + Inflation$.

Realitäts-Check: Der Staat sitzt mit am Tisch

Ein häufiger Fehler bei US-basierten FIRE-Rechnern (Financial Independence, Retire Early) ist das Ignorieren des deutschen Steuerrechts. Wenn du 2.000€ aus deinem ETF verkaufst, landen keine 2.000€ auf deinem Girokonto.

Das Prinzip der Abgeltungssteuer

In Deutschland zahlst du 25% Kapitalertragsteuer + Soli (gesamt ca. 26,375%) + ggf. Kirchensteuer auf Gewinne.

Beispielrechnung Steuer:

Du verkaufst ETF-Anteile für 1.000€.
• Davon sind 600€ ursprüngliche Einzahlung (steuerfrei).
• Davon sind 400€ Kursgewinn.

Nur die 400€ werden versteuert.
Bei Aktien-ETFs greift zudem die Teilfreistellung (30%). Das heißt, nur 70% des Gewinns sind steuerpflichtig.

Zu versteuern: 400€ * 0,70 = 280€.
Steuerlast: 280€ * 26,375% ≈ 73,85€.

Netto-Auszahlung: 1.000€ - 73,85€ = 926,15€.

Strategie-Tipp: In unserem Rechner kannst du einen "Steuersatz" angeben. Gib hier nicht 25% ein, sondern deinen effektiven Steuersatz auf die Gesamtentnahme. Zu Beginn der Rente ist dieser oft niedrig (viele Einzahlungen, wenig Gewinnanteil). Gegen Ende der Rente, wenn dein Depot fast nur noch aus Gewinnen besteht, nähert er sich den 18,5% (bei Aktien-ETFs mit Teilfreistellung) an.

Strategie: Die 4% Regel vs. Deutsche Vorsicht

Wie viel darfst du entnehmen? Diese Frage spaltet die Finanzwelt.

Die "Safe Withdrawal Rate" (SWR)

Die Trinity-Studie (1998) analysierte Portfolios (50% Aktien / 50% Anleihen) über diverse 30-Jahres-Perioden zwischen 1925 und 1995. Das Ergebnis: Wer im ersten Jahr 4% des Startkapitals entnahm und diesen Betrag jährlich um die Inflation anpasste, war in 95% der Fälle nach 30 Jahren nicht pleite.

Kritik für deutsche Anleger

  • Währungsrisiko: Wir zahlen in Euro, nicht in Dollar.
  • Kosten (TER): ETF-Kosten schmälern die Rendite.
  • Längere Laufzeit: Wer mit 40 in Rente geht ("FIRE"), muss 50 oder 60 Jahre finanzieren, nicht nur 30. Bei 60 Jahren Laufzeit sinkt die sichere Entnahmerate oft auf 3,0% bis 3,3%.

Unser Rat: Nutze den Rechner, um Szenarien mit 3% und 3,5% durchzuspielen. Wenn dein Plan auch bei 3% Entnahme noch aufgeht, bist du auf der sicheren Seite.

🔗 Dein Wissensnetzwerk: Davor und Danach

Ein Entnahmeplan steht nie isoliert. Er ist das Ergebnis jahrzehntelanger Vorarbeit und wird von äußeren Faktoren beeinflusst. Prüfe deine Annahmen mit unseren anderen Spezial-Tools:

Das Geheimnis liegt nicht im Rechnen allein, sondern im Verstehen der Zusammenhänge. Nutze die Werkzeuge, um deinen persönlichen "Masterplan" zu schmieden.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Kapitalerhalt und Kapitalverzehr?

Das ist die fundamentalste Entscheidung deiner Planung. **Kapitalerhalt (Ewige Rente)** bedeutet, du entnimmst nur so viel, wie dein Vermögen an Rendite erwirtschaftet (real, nach Inflation). Dein Startkapital bleibt unangetastet und wird vererbt. Das ist extrem sicher, erfordert aber riesige Summen. **Kapitalverzehr** bedeutet, du isst dein Vermögen langsam auf. Deine monatliche Rente ist deutlich höher, aber am Ende der Laufzeit steht das Konto auf Null. Das Risiko: Du lebst länger, als dein Geld reicht (Langlebigkeitsrisiko).

Funktioniert die 4-Prozent-Regel in Deutschland?

Jein. Die berühmte 'Trinity Study' aus den USA besagt, dass man 4% des Startkapitals entnehmen kann, ohne pleite zu gehen (über 30 Jahre). Aber Vorsicht: 1. Die Studie basiert auf US-Daten. 2. In Deutschland zahlst du Abgeltungssteuer auf Gewinne, was deine Netto-Entnahme drückt. 3. Die Inflation in Europa kann anders verlaufen. Konservative deutsche Experten raten oft eher zu einer 3,0% bis 3,5% Entnahmerate, um Puffer für Steuern und Euro-Krisen zu haben.

Warum ist die Inflation (Dynamik) so gefährlich für den Entnahmeplan?

Viele vergessen, die Entnahme zu dynamisieren. Wenn du heute 2.000€ brauchst, brauchst du bei 2,5% Inflation in 20 Jahren fast 3.300€, um dir *dasselbe* Brötchen kaufen zu können. Unser Rechner hat eine 'Dynamik'-Funktion. Aktivierst du diese nicht, lügst du dir in die eigene Tasche, weil deine reale Kaufkraft jedes Jahr sinkt.

Wie berücksichtige ich die Steuer (Abgeltungssteuer)?

Das ist komplex, da bei einem Entnahmeplan aus einem Depot nicht die gesamte Entnahme versteuert wird, sondern nur der *Gewinnanteil*. Zu Beginn der Entnahmephase besteht dein Depot oft zu 50% aus Einzahlungen (steuerfrei) und 50% aus Gewinn. Im Laufe der Zeit steigt der Gewinnanteil. Unser Rechner erlaubt dir, einen pauschalen Steuersatz abzuziehen. Rechne konservativ mit ca. 18-20% auf die *gesamte* Entnahme, oder nutze 26,375% (Abgeltungsst. + Soli) und beachte die Teilfreistellung bei Aktien-ETFs (30% steuerfrei).

Was ist das 'Sequence of Returns' Risiko?

Das ist der Endgegner jedes Privat-Rentners. Es ist nicht nur wichtig, *dass* du im Schnitt 7% Rendite machst, sondern *wann*. Crasht die Börse direkt in den ersten 5 Jahren deiner Rente (schlechte Sequenz), muss dein Depot Anteile billig verkaufen, um deine Entnahme zu decken. Das Depot erholt sich davon oft nie wieder, selbst wenn die Kurse später steigen. Tipp: Halte die ersten 2-3 Jahresausgaben in Cash (Tagesgeld), um Crashs auszusitzen, ohne ETF-Anteile verkaufen zu müssen.

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