Haushalt & Wasser

Zisternen Rechner 2025

Wasser ist Leben, aber Wasser ist in Deutschland auch verdammt billig. Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet oft nur 1,50€ bis 2,50€. Das teure ist das Abwasser. Viele Hausbauer vergraben für 5.000€ eine Zisterne im Garten, in der Hoffnung, "autark" zu werden und Kosten zu sparen. Doch die Rechnung ist brutal: Eine Zisterne ist ein technisches Bauwerk mit Abschreibung, Wartungskosten und Stromverbrauch. Wer Regenwasser nur für den Rasen nutzt, spart zwar Trinkwasser, zahlt aber für die Anlage oft drauf. Wer es im Haus nutzt (Toilette, Waschmaschine), spart Waschmittel (weiches Wasser), muss aber oft Zähler installieren und Abwassergebühren zahlen. Dieser Rechner ist dein Investitions-Guide. Wir berechnen, ob dein Dach überhaupt genug Wasser liefert, um den Tank zu füllen, und wann (oder ob) du den Break-Even-Point erreichst, bevor die Pumpe den Geist aufgibt.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Ertrag = Dachfläche (m²) × Niederschlag (mm) × Abflussbeiwert | Tankgröße ≈ Bedarf × 21 Tage Reserve

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool VOR dem Baggern. Eine zu große Zisterne läuft nie über (Reinigungseffekt fehlt, Wasser kippt um). Eine zu kleine ist ständig leer (Nachspeisung mit teurem Trinkwasser). Die Dimensionierung ist reine Mathematik, kein Raten.

Beispielrechnung

Beispiel: Einfamilienhaus, 120m² Dach (Ziegel), 4 Personen. Jahresniederschlag: 800mm. Ertrag: ca. 86.000 Liter/Jahr. Bedarf (WC + Waschmaschine + Garten): ca. 70.000 Liter. Deckungsgrad: Gut. Ideale Tankgröße: ca. 5.000 - 6.000 Liter. Kosten der Anlage: 4.500€. Ersparnis Wasser: ca. 180€/Jahr. Amortisation: ca. 25 Jahre (ohne Preissteigerung).

Anleitung: Dimensionierung nach DIN 1989

Zisternenplanung ist keine Gefühlssache, sondern Meteorologie und Mathematik. Wenn der Tank leer ist, musst du teures Trinkwasser nachspeisen ("Trinkwassernachspeisung"). Wenn er zu voll ist und nie überläuft, kippt die Biologie. Das Ziel ist die perfekte Balance.

1. Der Ertrag: Was kommt vom Dach?

Nicht jeder Tropfen Regen landet im Tank. Das Dachmaterial entscheidet über den Verlust.

Dachart Abflussbeiwert ($psi$) Erklärung
Schrägdach (Ziegel/Schiefer) 0,9 - 0,95 Ideal. Das Wasser fließt fast komplett ab.
Flachdach (Kies) 0,6 - 0,7 Der Kies speichert Wasser, viel verdunstet wieder.
Gründach (Extensiv) 0,3 - 0,5 Problematisch für Zisternen! Pflanzen saugen das Wasser auf. Ertrag sehr gering und Wasser oft verfärbt (Huminsäuren).

Formel: Projizierte Dachfläche ($m^2$) $ imes$ Jahresniederschlag ($mm$) $ imes$ Beiwert = Ertrag in Litern.

2. Die Technik: Filter & Beruhigung

Das Wasser soll klar und geruchlos sein. Dafür brauchst du 4 Reinigungsstufen in der Zisterne:

  • Stufe 1: Der Filter (vor dem Tank). Wirbelfeinfilter oder Korbfilter. Trennt Laub und Moos vom Wasser. Wichtig: Muss regelmäßig gereinigt werden!
  • Stufe 2: Der beruhigte Zulauf. Das Wasser darf nicht "reinplätschern" und den Bodensatz aufwirbeln. Es wird über ein Rohr bis zum Boden geführt und strömt sanft ein. Sauerstoff gelangt in den unteren Bereich (gut für Mikrobiologie).
  • Stufe 3: Der Überlaufsiphon. Nimmt die Oberflächenschicht (Pollen) ab ("Skimming-Effekt") beim Überlaufen. Dient auch als Geruchsverschluss zum Kanal und Rattenschutz.
  • Stufe 4: Die schwimmende Entnahme. Die Pumpe saugt nicht am Boden (Dreck!) und nicht an der Oberfläche, sondern ca. 15cm unter dem Wasserspiegel, wo das Wasser am saubersten ist.

Ökonomie: Die brutale Wahrheit über die Amortisation

Lass uns ein Szenario durchrechnen, das Bauherren oft schöngerechnet wird.

Szenario: Hausnutzung (WC + WaMa)

4-Personen-Haushalt. Bedarf pro Jahr für WC und Waschmaschine: ca. 45 m³.
Investition: Betonzisterne 6.000L, Hauswasserwerk, Leitungen, Filter = 5.000 €.

Einsparung:
45 m³ Trinkwasser à 2,20€ = 99,00 €
Abwassergebühr gespart? NEIN (da Einleitung in Kanal).
---------------------------------
Brutto-Ersparnis: 99,00 € / Jahr

Laufende Kosten:
Strom (Pumpe 800W, ca. 1 kWh/m³): 45 kWh * 0,35€ = -15,75 €
Wartung (Filter, Dichtungen): ca. -20,00 €
Rücklage (Neue Pumpe alle 15 Jahre): ca. -30,00 €
---------------------------------
Netto-Ersparnis: ca. 33,25 € / Jahr

Der ROI-Schock

Amortisationszeit = 5.000 € / 33,25 € ≈ 150 Jahre.
Selbst wenn der Wasserpreis sich verdoppelt, ist es ein Draufzahlgeschäft.

Aber: Das gilt für Regionen mit billigem Wasser. In Regionen mit extrem hohen Wasserpreisen oder Pflicht zum Regenrückhalt (Zisterne als Auflage der Baugenehmigung, sonst keine Genehmigung!) sieht es anders aus. Hier ist die Zisterne "Eh-da-Kosten" und muss nicht amortisiert werden, sondern nur die Betriebskosten decken.

Gartenbewässerung (Der Sonderfall)

Hier fällt KEINE Abwassergebühr an. Wenn du 1 m³ trinkwasser gießt, zahlst du oft Wasser + Abwasser (Gesamt ca. 5€), es sei denn, du hast einen separaten Gartenwasserzähler.
Mit Zisterne sparst du die kompletten 5€ (wenn kein Zähler) oder 2€ (wenn Zähler).
Problem: Der Garten braucht im Sommer viel Wasser, genau dann regnet es wenig. Die Zisterne ist oft nach 2 Wochen leer. Dann gießt du doch wieder mit Leitungswasser.

Realitäts-Check: Was schiefgehen kann

Technik unter der Erde ist wartungsintensiv.

1. Die Nachspeisung (Hygiene-GAU)

Wenn die Zisterne leer ist, muss Trinkwasser rein, damit die Toiletten noch spülen.
Verboten: Einfach einen Gartenschlauch in die Zisterne hängen. Wenn der Druck abfällt, können Bakterien aus der Zisterne ins öffentliche Trinkwassernetz gesaugt werden. Straftatbestand!
Pflicht: "Freier Auslauf". Das Trinkwasser muss über einen Trichter mit Abstand in einen Behälter fließen, von wo es die Pumpe ansaugt. Das entsprechende Modul kostet ca. 500-800€.

2. Die Pumpe (Lärm & Strom)

Hauswasserwerke stehen oft im Keller. Sie sind laut (60-80 dB). Wenn nachts jemand spült, wacht das Haus auf.
Lösung: Tauchdruckpumpe in der Zisterne. Man hört nichts. Aber: Wenn sie kaputt ist, musst du in die kalte, dunkle Zisterne klettern.

3. Das "Umkippen"

Wenn eine Zisterne zu groß dimensioniert ist (z.B. 10.000 Liter für ein kleines Dach), wird das Wasser nie komplett ausgetauscht. Im Sommer erwärmt es sich über 15-18 Grad. Anaerobe Bakterien vermehren sich. Das Wasser stinkt nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff).
Regel: Lieber etwas kleiner dimensionieren, damit der Durchsatz hoch ist.

🔗 Dein Wissensnetzwerk: Wasser & Garten

Wasser ist ein Kreislauf. Nutze es smart.

Sammle Regen, aber verbrenne kein Geld.

Häufige Fragen (FAQ)

Beton oder Kunststoff (PE) – was ist besser?

Das ist eine Frage der Geologie und des Budgets. **Beton:** Ist schwer (Kran nötig), aber robust und 'neutralisiert' sauren Regen (der Beton gibt leicht Kalk ab, was den pH-Wert des Wassers anhebt -> gut für die Leitungen). Zudem ist er bei hohem Grundwasser auftriebssicherer. Günstiger Materialpreis, teurer Einbau. **Kunststoff (PE):** Leicht (kann man mit 4 Leuten tragen), ideal für nachträglichen Einbau in bestehende Gärten. Aber: Bei hohem Grundwasserstand können sie 'aufschwimmen' wie ein Boot (spezielle Flachtanks nötig). Beton ist oft langlebiger und ökologischer (regional).

Darf ich Regenwasser für die Waschmaschine nutzen?

Ja, und es ist technisch brillant. Regenwasser ist extrem weich (kein Kalk). Du sparst massiv Waschmittel (bis zu 50%), brauchst keinen Weichspüler und die Maschine verkalkt nie (Heizstab hält ewig). **Mythos Keime:** Untersuchungen zeigen, dass bei 60°C oder selbst 40°C und Trocknung keine hygienische Gefahr besteht, solange das Wasser dunkel und kühl (unter der Erde) gelagert wird und nicht 'fault'. Wichtig: Du brauchst ein separates Leitungsnetz im Haus ('Betriebswasser'), das niemals mit dem Trinkwasser verbunden sein darf (DIN 1988 beachten!).

Muss ich Abwassergebühren zahlen, wenn ich mit Regenwasser spüle?

In 99% der Gemeinden: **Ja.** Das Abwasser, das du ins Kanalnetz leitest (Toilette, Waschmaschine), muss bezahlt werden – egal ob es vorher Trinkwasser oder Regenwasser war. Du bist verpflichtet, einen geeichten 'Zwischenzähler' an der Zisternenleitung zu installieren, damit die Stadt dir die Abwassergebühr berechnen kann. Die Ersparnis liegt also 'nur' beim Frischwasserpreis (ca. 2€/m³), nicht bei der Abwassergebühr (ca. 3€/m³). Ausnahme: Gartenbewässerung (versickert, kein Kanal).

Wie groß sollte die Zisterne sein?

Die Faustformel 'Viel hilft viel' ist falsch. Eine Zisterne muss regelmäßig (ca. 2-3 Mal im Jahr) überlaufen. Warum? Der Überlauf schwemmt die 'Schwimmschicht' (Pollen, Blütenstaub) an der Oberfläche in den Kanal. Wenn die Zisterne zu groß ist und nie überläuft, bildet sich eine faulende Schicht, das Wasser stinkt und wird gelb (Toilette verfärbt sich). Dimensioniere nach DIN 1989: Nutzvolumen für ca. 3 Wochen Trockenheit. Bei EFH meist 4.000 bis 6.000 Liter.

Lohnt sich eine Zisterne nur für den Garten?

Rein finanziell: Selten bis nie. Eine 3.000 Liter Zisterne kostet mit Einbau schnell 2.500€. Wenn du pro Sommer 20m³ gießt (was viel ist), sparst du ca. 40-50€ Wassergebühr (bei Nutzung eines Gartenwasserzählers zur Abwasserbefreiung). Amortisation: 50 Jahre. Hier lohnt sich eher ein einfacher Gartenbrunnen (Rammbrunnen/Bohrbrunnen), wenn das Grundwasser hoch genug steht. Die Zisterne ist hier eher ein 'Hobby' oder ökologischer Idealismus.