Haushalt & Wasser

Pool Kosten Rechner 2025

Der eigene Pool im Garten ist für viele der Inbegriff von Luxus und Freiheit. Doch spätestens wenn die erste Stromnachzahlung kommt, erwachen viele Besitzer aus dem Sommertraum. Ein Pool ist physikalisch gesehen ein gigantischer Energie-Vernichter. Er bietet eine riesige Oberfläche, über die Wasser verdunstet. Dieser Phasenübergang (flüssig zu gasförmig) entzieht dem Becken massive Mengen an Wärmeenergie (Verdunstungsenthalpie). Wer versucht, gegen diesen Prozess "anzuheizen", ohne die Physik zu verstehen, verbrennt hunderte Euro im Monat. Dieser Rechner ist dein thermodynamisches Gewissen. Wir berechnen nicht nur, was das Wasser kostet, sondern analysieren die "Big Three" der Pool-Betriebskosten: Zirkulation (Pumpe), Temperierung (Heizung) und Chemie (Desinfektion). Wir zeigen dir, warum eine Drehzahlregelung der Pumpe wichtiger ist als die Beckenfarbe und warum der "Isolierwert" der Seitenwände fast irrelevant ist im Vergleich zur Wasseroberfläche.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Kosten = (Pumpe_kWh + Heizung_kWh) × Strompreis + (Wasser_m³ × Wasserpreis) + Chemie_Pauschale

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, bevor du das Loch baggerst. Oder nutze es, um zu entscheiden, ob sich die 2.000€ für eine Schiebehalle oder die 800€ für eine Inverter-Pumpe lohnen (Spoiler: Die Rendite ist gigantisch).

Beispielrechnung

Beispiel: 8x4m Pool (45 m³), Mai bis September. Standard-Pumpe (10h/Tag, 800W) = 1.200 kWh/Saison. Inverter-Pumpe (24h/Tag bei niedriger Drehzahl, 150W) = 540 kWh/Saison. Ersparnis Strom: ca. 260€. Heizung (Wärmepumpe) ohne Abdeckung: 4.500 kWh. Mit Solarfolie: 1.500 kWh. Ersparnis Heizung: ca. 1.200€. Gesamt-Einsparpotenzial durch Technik & Abdeckung: über 1.400€ pro Jahr.

Anleitung: So wird der Pool kein Groschengrab

Ein Pool ist ein komplexes System aus Hydraulik, Chemie und Thermodynamik. Die meisten Kosten entstehen nicht durch die Nutzung (das Baden), sondern durch den "Standby-Betrieb" (Wasser sauber und warm halten).

Um den Rechner präzise zu nutzen, müssen wir mit drei Mythen aufräumen, die dir jeder Pool-Verkäufer gerne verschweigt.

1. Der Mythos der Wandisolierung

Styroporsteine oder isolierte Wände werden oft als Energiesparwunder verkauft.
Die Realität: Wärme steigt nach oben. Über 80% bis 90% der Wärmeenergie verliert ein Pool über die Wasseroberfläche (Verdunstung und Abstrahlung). Nur ca. 10-15% gehen über Wände und Boden ins Erdreich verloren.
Investiere dein Geld lieber in eine hochwertige Abdeckung (Oberfläche) als in extrem teure Seitenwand-Dämmung.

2. Die Hydraulik-Rechnung (Pumpe)

Das Wasser muss bewegt werden (Umwälzung), damit sich Chemie verteilt und Schmutz gefiltert wird. Faustregel: Das Beckenvolumen sollte im Sommer 2-3 mal pro Tag umgewälzt werden.
Aber: Schnell fließendes Wasser hat einen hohen Widerstand im Rohr und im Filter.

Das Gesetz der 3. Potenz

Eine Pumpe, die mit halber Drehzahl läuft, fördert zwar nur die halbe Wassermenge, verbraucht aber nur ca. ein Achtel des Stroms.

Strategie: Kaufe eine überdimensionierte Pumpe (oder Inverter) und lasse sie ganz langsam laufen ("Low & Slow"). Das spart hunderte Euro Strom und filtert sogar besser, da der Schmutz nicht durch den Sand gedrückt wird.

3. Die Chemie-Falle (Cyanursäure)

Wer organische 5-in-1 Multitabs aus dem Baumarkt nutzt, bringt mit jeder Tablette Cyanursäure (Stabilisator) ins Wasser. Diese baut sich nicht ab.
Ab einem Wert von 50mg/l wirkt dein Chlor nicht mehr ("Chlorblockade"). Das Wasser wird grün, obwohl du Chlor nachkippst.
Die teure Lösung: Du musst das halbe Becken abpumpen und mit Frischwasser auffüllen. Das kostet Wasser, Abwassergebühr und Heizenergie.
Die bessere Lösung: Anorganisches Chlor nutzen oder regelmäßig großzügig Rückspülen (Frischwasserzufuhr).

Physik: Was kostet 1 Grad Wärme?

Wasser hat eine extrem hohe Wärmekapazität ($c = 1,16 Wh / (kg cdot K)$). Das macht den Pool träge – und teuer im Aufheizen.

Die Aufheiz-Formel

Um einen Standard-Pool (8m x 4m x 1,5m = 48 m³ = 48.000 Liter) um nur 1 Grad Celsius zu erwärmen, benötigst du:

$$E = 48.000 , kg cdot 1,16 , rac{Wh}{kgK} approx 55.680 , Wh approx mathbf{55,7 , kWh}$$

Kosten pro Grad Erwärmung (bei 35 Cent/kWh Strom):
• Mit Heizstab (COP 1): 55,7 kWh * 0,35€ ≈ 19,50 €.
• Mit Wärmepumpe (COP 5): 11,1 kWh * 0,35€ ≈ 3,90 €.

Der Feind: Die Verdunstung

Wenn du den Pool auf 28°C heizt und es nachts 15°C hat, dampft der Pool.
Verdunstet 1 mm Wasseresspiegel über Nacht (bei 32 m² Oberfläche = 32 Liter), verlierst du ca. 20 kWh Energie.
Ohne Abdeckung verlierst du an kühlen, windigen Tagen oft 5-10 mm. Das sind 100-200 kWh Verlust an einem Tag. Dagegen kannst du nicht anheizen.

Das Solar-Paradoxon

"Die Sonne heizt doch kostenlos!" Ja, aber sie scheint nur auf die Oberfläche. Ohne Umwälzung hast du oben 30 Grad und an den Füßen 18 Grad.
Eine Solarfolie (Noppenfolie) hat einen Doppeleffekt:

  1. Sie lässt Sonnenstrahlung durch (Glashauseffekt), das Wasser erwärmt sich.
  2. Sie verhindert Verdunstung fast komplett.
Ein Pool mit Solarfolie ist im Schnitt 4-6 Grad wärmer als ein offener Pool – ganz ohne zusätzliche Heizung.

Realitäts-Check: Versteckte Kosten

Neben Strom und Wasser gibt es Posten, die oft vergessen werden.

1. Rückspülen (Wasserwechsel)

Ein Sandfilter muss regelmäßig (alle 1-2 Wochen) rückgespült werden, um den Dreck aus dem Sand zu waschen. Dabei gehen pro Vorgang 300 bis 800 Liter Wasser in den Kanal.
Über die Saison (20 Wochen) sind das schnell 10 bis 15 Kubikmeter Wasser.
Kosten: Wasserpreis + Abwassergebühr (oft 4-6€ pro m³) = ca. 60-100€ pro Jahr.
Wichtig: Dieses kalte Frischwasser (12°C) muss wieder aufgeheizt werden! Das sind versteckte Heizkosten.

2. Verschleißteile

  • Filtermedium: Filtersand muss alle 2-3 Jahre getauscht werden (Verkeimung, Abnutzung). Filterglas hält länger (5-8 Jahre), ist aber teurer.
  • Messsonden: Bei Dosieranlagen halten pH- und Redox-Elektroden oft nur 1-3 Jahre. Ersatz kostet 50-150€.
  • Wärmepumpe: Hält ca. 10-15 Jahre. Amortisation muss innerhalb dieser Zeit erfolgen.

3. Einwinterung

Der Pool läuft im Winter nicht "kostenlos". Du brauchst Winterstopfen, Wintermittel (gegen Algen) und musst die Technik frostsicher entleeren. Oft muss der Wasserstand abgesenkt werden (unter die Einlaufdüsen). Im Frühjahr muss dieses Wasser wieder aufgefüllt werden.

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Der Pool ist der größte Verbraucher im Haus. Optimiere das Umfeld.

Schwimm dich frei – aber rechne mit Köpfchen.

Häufige Fragen (FAQ)

Warum verliert mein Pool über Nacht 2 Grad Temperatur?

Das liegt fast ausschließlich an der Verdunstung. Wasser benötigt extrem viel Energie, um gasförmig zu werden (Verdunstungsenthalpie: ca. 2.260 kJ/kg). Jedes Liter Wasser, das nachts verdunstet, nimmt diese Wärme aus dem restlichen Beckenwasser mit. Ein offener 8x4m Pool verliert in einer kühlen Nacht leicht 100-150 Liter Wasser durch Verdunstung. Das entspricht einem Energieverlust von ca. 70 bis 100 kWh! Das ist so viel, wie ein Einfamilienhaus in 5-10 Tagen an Strom verbraucht. Eine Solarfolie (Luftpolsterfolie) verhindert den Kontakt zur Luft, stoppt die Verdunstung zu 95% und hält die Wärme im Becken. Ohne Abdeckung zu heizen, ist Geldverbrennung.

Lohnt sich eine Inverter-Pumpe (geregelte Drehzahl)?

Ja, es ist die beste technische Investition nach der Abdeckung. Hier gelten die 'Affinitätsgesetze' der Hydraulik: Die Leistungsaufnahme einer Pumpe steigt mit der dritten Potenz der Drehzahl ($P sim n^3$). Das bedeutet: Wenn du die Drehzahl halbierst (50%), sinkt der Stromverbrauch auf ein Achtel (12,5%)! Statt die Pumpe 8 Stunden mit voller Kraft (800 Watt) laufen zu lassen, lässt du sie 24 Stunden mit niedriger Kraft (100 Watt) laufen. Das Ergebnis: Besseres Wasser (weil konstante Filterung), leiserer Betrieb und 60-70% Stromersparnis.

Wärmepumpe vs. Solarabsorber – was ist besser?

Solarabsorber (schwarze Matten auf dem Dach) haben 'Betriebskosten' von fast Null (nur Pumpenstrom), funktionieren aber nur, wenn die Sonne scheint. Genau dann ist der Pool aber oft eh schon warm. Sie verlängern die Saison nur bedingt. Eine Wärmepumpe (Luft-Wasser) funktioniert auch bei Bewölkung und 15°C Außentemperatur. Sie kostet Strom, liefert aber planbare Wärme (COP-Faktor beachten: Aus 1 kWh Strom werden 5 kWh Wärme). Die ideale Kombi: Solarfolie (Basis) + Wärmepumpe (für Mai/September) + PV-Anlage (für den Strom).

Salzwasser vs. Chlor – was ist günstiger?

Im Unterhalt nehmen sie sich wenig, in der Anschaffung ist Salzwasser (Elektrolyse) teurer (ca. 1.500€ - 3.000€ für die Anlage). Aber: Salzwasser-Pools produzieren ihr Chlor selbst aus dem gelösten Salz (Natriumchlorid -> Natriumhypochlorit). Du musst keine Chlortabs kaufen. Der größte Vorteil ist, dass du kein Problem mit 'Cyanursäure' hast. In klassischen Chlortabletten ist Cyanursäure als Stabilisator enthalten. Diese reichert sich im Wasser an und macht das Chlor irgendwann unwirksam. Dann hilft nur ein teurer Wassertausch. Bei Salz-Elektrolyse entfällt dieses Problem.

Wie viel Chemie brauche ich wirklich?

Weniger ist mehr, wenn der pH-Wert stimmt. Der pH-Wert ist der Boss. Wenn er nicht bei 7,0 bis 7,4 liegt, wirkt dein Chlor kaum (bei pH 8,0 wirken nur noch 20% des Chlors!). Viele Poolbesitzer kippen Unmengen Chlor in den Pool, weil es grün wird, dabei müssten sie nur den pH-Wert senken (pH-Minus Granulat). Ein automatisches Dosiersystem für pH und Redox (Chlor) spart Chemie, weil es mikrogenau dosiert und Schwankungen verhindert.