Gehalt & Lifestyle

Notgroschen Rechner 2025

Der Notgroschen ist das am meisten missverstandene Finanzinstrument überhaupt. Viele halten ihn für "totes Kapital" oder "langweilig". Die Wahrheit ist: Er ist das Fundament, auf dem dein Vermögen steht. Ohne korrekten Notgroschen ist jeder ETF-Sparplan ein Glücksspiel. Warum? Weil Murphys Gesetz gilt: Dein Auto geht genau dann kaputt, oder du verlierst genau dann deinen Job, wenn die Börsenkurse im Keller sind. Wer keinen Puffer hat, muss dann Anteile mit Verlust verkaufen ("Sequence of Returns Risk"). Dieser Rechner ist kein banaler Multiplikator. Wir analysieren deine echte Lebenssituation – von der Job-Sicherheit bis zur Anzahl deiner Kinder – und berechnen den schmalen Grat zwischen "schlaflosen Nächten" und "Geldverbrennung durch Inflation".

Interaktiver Rechner

Die Formel

Notgroschen = (Monatliche Fixkosten × Absicherungsdauer) + Risikopuffer + Selbstbehalte

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, bevor du den ersten Euro an der Börse investierst. Aber nutze es auch, um zu prüfen, ob du nicht *zu viel* Angstgeld hortest. In Zeiten von 2-3% Inflation frisst ein überfülltes Girokonto deine Kaufkraft auf. Wir zeigen dir, wie viel Liquidität du brauchst und wo der Rest hingehört (Spoiler: Nicht unter das Kopfkissen).

Beispielrechnung

Szenario A (Single, Beamter, Mietwohnung): Fixkosten 1.200€. Hohe Jobsicherheit. Empfehlung: 3.600€ (3 Monate). Szenario B (Familienvater, Freelancer, Eigenheim): Fixkosten 3.000€. Risiko Steuerzahlungen & Heizungsausfall. Empfehlung: 18.000€ - 25.000€ (6-8 Monate + Puffer). Der Unterschied liegt nicht im Gehalt, sondern im Risiko.

Schluss mit Pauschalen: Warum "3 Monatsgehälter" oft falsch sind

"Leg drei Nettogehälter auf die Seite." Das hat dir sicher deine Oma oder dein Bankberater erzählt. Für einen 20-jährigen Single im Elternhaus ist das zu viel. Für einen 45-jährigen Alleinverdiener mit Hauskredit und zwei Kindern ist das fahrlässig wenig.

Finanzielle Sicherheit ist individuell. Ein Notgroschen hat genau eine Funktion: Er kauft dir Zeit und Handlungsfähigkeit, wenn das Leben Chaos spielt. Er verhindert, dass du in den Dispo rutschst oder langfristige Investments zu schlechten Kursen auflösen musst. Wir berechnen hier nicht nach Schema F, sondern nach deinem persönlichen Risiko-Profil.

Deine persönlichen Risikofaktoren

Bevor wir rechnen, müssen wir dein Leben analysieren. Welche Bomben können platzen?

1. Einkommens-Volatilität 💼

Beamte & Konzern-Angestellte: Hohe Sicherheit, Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung.
Konsequenz: Kleinerer Notgroschen (3 Monate der Ausgaben reichen oft).

Selbstständige & Probezeitler: Hohes Risiko. Ein Auftrag bricht weg, Krankheit bedeutet Umsatzaufall.
Konsequenz: Massiver Puffer (6-12 Monate) zwingend nötig.

2. "Assets" als Verbindlichkeiten 🏠🚗

Besitzt du ein altes Auto? Ein Haus? Haustiere?
Jeder Besitz ist eine potenzielle Kostenfalle. Eine kaputte Heizung (10.000€) oder ein Getriebeschaden (3.000€) interessieren sich nicht für deinen Kontostand.
Konsequenz: Pauschale Aufschläge für Instandhaltung einrechnen.

Mathematik der Liquidität: Die Formel

Wir definieren den optimalen Notgroschen ($N_{opt}$) als Funktion deiner monatlichen Muss-Ausgaben ($A_{min}$), nicht deines Einkommens.

$$N_{opt} = (A_{min} imes M_{Zeit}) + K_{Risiko} + S_{Psych}$$

Die Variablen im Detail:

  • $A_{min}$: Deine absoluten Fixkosten (Miete, Strom, Essen, Kredite). Kein Netflix, kein Restaurant. Das "Überlebens-Budget".
  • $M_{Zeit}$: Die Zeit, die du überbrücken musst (z.B. Zeit bis neues Jobangebot oder ALG I Sperrzeit). Standard: 3 bis 6.
  • $K_{Risiko}$: Erwartungswert technischer Defekte (z.B. Selbstbeteiligung Kasko + Tierarzt-Puffer + Waschmaschine).
  • $S_{Psych}$: Der "Schlafgut-Faktor". Manche Menschen brauchen 10.000€ extra, um ruhig zu schlafen. Das ist okay, solange man sich der Kosten bewusst ist.

Der Preis der Sicherheit: Cash-Drag & Inflation

Warum nicht einfach 100.000€ horten? Wegen der Opportunitätskosten. Geld, das herumliegt, arbeitet nicht.

Beispiel: Du hast 20.000€ zu viel auf dem Girokonto (0% Zins), statt im ETF (ca. 7% Rendite).
Verlust im 1. Jahr: 1.400€.
Verlust nach 10 Jahren (Zinseszins): Über 19.000€ entgangener Gewinn.

Fazit: Der Notgroschen sollte so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich sein. Alles darüber hinaus gehört in den Vermögensaufbau.

Expertentipps: Wo liegt das Geld am besten?

Du hast deine Summe berechnet. Und jetzt? Unter die Matratze? Nein.

Die Tagesgeld-Strategie (Money Market)

Dein Notgroschen muss zwei Bedingungen erfüllen, die sich eigentlich widersprechen:

  1. Maximale Liquidität: Du musst sofort drankommen.
  2. Wertsicherung: Es darf nicht zu stark von der Inflation gefressen werden.

Die Lösung: Ein separates Tagesgeldkonto oder ein Geldmarkt-ETF (Vorsicht: Transaktionskosten & Spread beachten) bei einem Neobroker, der Zinsen auf Verrechnungskonten zahlt.
Aktuell (Stand 2025) bieten viele Banken wieder Zinsen. Selbst 3% Zins auf 10.000€ sind 300€ im Jahr vor Steuer. Das ist ein kostenloses Wochenende im Hotel, nur fürs "richtige Parken".

Warnung: Die Lifestyle-Inflation

Wenn du befördert wirst und mehr verdienst, steigen meist auch deine Ausgaben (größere Wohnung, teureres Auto). Viele vergessen, ihren Notgroschen anzupassen. 5.000€ waren als Student viel Geld. Als Familienvater sind sie nach einem Monat weg.
Tipp: Prüfe deinen Notgroschen einmal jährlich. (z.B. immer an Silvester).

🔗 Dein Finanz-Ökosystem

Der Notgroschen ist nur der Anfang. Wenn das Fundament steht, musst du das Haus bauen. Hier geht es weiter:

Häufige Fragen (FAQ)

Warum soll ich Fixkosten und nicht das Nettogehalt als Basis nehmen?

Die alte Faustregel '3 Nettogehälter' ist faul. Wenn du 4.000€ verdienst, aber als Frugalist nur 1.500€ zum Überleben brauchst, sind 12.000€ Notgroschen (3x Gehalt) viel zu viel Kapital, das ungenutzt herumliegt. Wenn du hingegen 4.000€ verdienst und 3.900€ ausgibst, sind 12.000€ knapp 3 Monate Überleben. Dein Notgroschen muss deine *Ausgaben* decken, nicht dein Einkommen spiegeln. Im Krisenfall (Jobverlust) fallen zudem Luxusausgaben weg, aber Miete und Strom bleiben.

Wohin mit dem Notgroschen? Girokonto oder Tagesgeld?

Niemals auf dem Girokonto lassen! Dort vermischt es sich mit Konsumgeld und verleitet zum Ausgeben. Außerdem gibt es dort meist 0% Zinsen. Der Notgroschen gehört auf ein separates, kostenloses Tagesgeldkonto (Money Market Account) bei einer soliden Bank mit Einlagensicherung. Dort ist es 'aus den Augen, aus dem Sinn', aber im Notfall binnen 24 Stunden verfügbar und erwirtschaftet zumindest etwas Zins gegen die Inflation.

Zählt der Dispo oder die Kreditkarte als Notgroschen?

Ein klares, rationales NEIN. Ein Dispokredit ist kein Guthaben, sondern eine teure Verschuldungsmöglichkeit (oft 10-14% Zinsen). In einer echten Krise (Jobverlust) kann die Bank den Dispo zudem kurzfristig kündigen. Eine Kreditkarte (Credit Card) ist nur ein Zahlungsmittel, kein Sicherheitsnetz. Dein Notgroschen muss *dein* Eigentum sein, unbelastet und sofort verfügbar.

Wie hoch sollte der Notgroschen für Selbstständige sein?

Deutlich höher als für Angestellte. Selbstständige tragen das volle Umsatzrisiko, müssen Krankenversicherung selbst zahlen und haben kein Arbeitslosengeld I (außer freiwillig versichert). Zudem lauern oft Steuernachzahlungen. Faustformel: 6 bis 12 Monate der privaten UND geschäftlichen Fixkosten sollten liquide sein, um Durststrecken oder Kunden-Ausfälle zu überbrücken.

Darf ich den Notgroschen investieren (z.B. MSCI World)?

Nein. Investitionen schwanken. Stell dir vor, du brauchst das Geld im März 2020 (Corona-Crash) oder 2008 (Finanzkrise). Dein Portfolio ist gerade 30% im Minus. Wenn du jetzt verkaufen musst, realisierst du den Verlust und vernichtest Vermögen. Der Notgroschen ist deine 'Versicherungsprämie'. Er darf keine Rendite bringen, er muss nur *da* sein. Die Rendite holst du mit dem Geld, das *darüber hinaus* geht.

Ähnliche Rechner