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Server Stromkosten Rechner 2025

Der Traum vom eigenen Server: Volle Kontrolle über die Daten, keine Cloud-Abos, unendliche Möglichkeiten mit Docker, Proxmox oder TrueNAS. Doch während die Hardware oft günstig "geschossen" wird (gebrauchte Enterprise-Server auf eBay oder ausgemusterte Desktop-PCs), wird eine entscheidende Variable vergessen: Die Zeit. Ein Server läuft nicht mal eben 2 Stunden wie ein Gaming-PC. Er läuft 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. Das sind 8.760 Stunden Dauerlast. In diesem Szenario wird der Strompreis zum dominierenden Kostenfaktor. Ein geschenkter Dell R710 Server kann dich im ersten Jahr 400€ an Strom kosten – mehr als er wert ist. Dieser Rechner ist dein TCO-Werkzeug (Total Cost of Ownership). Wir analysieren, ob sich der sparsame Intel NUC schneller amortisiert als der alte Tower-PC und wann der Punkt erreicht ist, an dem eine Hetzner-Cloud-Instanz billiger ist als der Strom zu Hause.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Kosten/Jahr = (P_Idle × (8760 - h_Last) + P_Last × h_Last) × Strompreis / 1000 + Hardware_AfA

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, bevor du dir ein "Rack" in den Keller stellst. Lerne, warum "Consumer-Hardware" im Idle oft effizienter ist als "Enterprise-Gear" und warum Festplatten (HDDs) die heimlichen Kostentreiber im RAID sind.

Beispielrechnung

Beispiel: Alter Gaming-PC als Server (Idle 70 Watt) vs. moderner Mini-PC (Idle 10 Watt). Differenz: 60 Watt Dauerlast. 60W * 8760h = 525 kWh. Kosten bei 40 Cent/kWh: 210€ Ersparnis pro Jahr. Der Mini-PC für 300€ hat sich nach 1,5 Jahren durch Stromersparnis komplett selbst bezahlt. Cloud-Vergleich: Eine VPS kostet 5€/Monat (60€/Jahr). Der alte PC kostet allein an Strom 245€/Jahr (70W). Die Cloud ist hier massiv billiger.

Anleitung: Die Mathematik des 24/7-Betriebs

Einen Server zu betreiben bedeutet, einen Pakt mit dem Stromzähler zu schließen. Anders als dein Gaming-PC, den du abschaltest, wenn du ins Bett gehst, läuft der Server weiter. Jedes einzelne Watt, das du durch falsche Hardware-Wahl verschwendest, summiert sich gnadenlos auf.

1. Die Hardware-Klassen im Vergleich

Bevor du Hardware kaufst (oder alte recycelst), schau dir diese Tabelle an. Sie zeigt den typischen Idle-Verbrauch (Leerlauf), denn ein Heimserver verbringt 95% seiner Zeit im Leerlauf ("Warten auf Anfragen").

Hardware-Typ Typischer Idle-Verbrauch Kosten/Jahr (bei 0,40€) Urteil
Raspberry Pi 4 / 5 3 - 5 Watt 10€ - 18€ Perfekt für DNS, HomeAssistant. Schwach bei NAS/Transcoding.
Intel NUC / Mini-PC (Modern) 8 - 15 Watt 28€ - 52€ Der Gold-Standard. Beste Leistung pro Watt.
Selbstbau NAS (Moderne CPU) 30 - 50 Watt 105€ - 175€ Notwendig für viele Festplatten (Speicher).
Alter Gaming-PC (Recycling) 60 - 100 Watt 210€ - 350€ Kostenfalle! Lieber verkaufen und Mini-PC holen.
Gebrauchter Enterprise Server (R710/R720) 150 - 250 Watt 525€ - 875€ Nur für Lernzwecke, niemals 24/7 laufen lassen! Laut & teuer.

2. Das C-State Mysterium (Warum CPUs nicht schlafen)

Moderne Intel/AMD CPUs können extrem sparsam sein (unter 5 Watt im Package), wenn sie in tiefe Schlafzustände (C-States, z.B. C6, C8, C10) gehen dürfen.
Das Problem: Viele Server-Komponenten verhindern das.

  • Billige Netzteile: Unterstützen oft keine Low-Power-Idle-States.
  • PCIe-Karten: Eine alte 10Gbit-Netzwerkkarte oder ein HBA-Controller (für viele Festplatten) kann verhindern, dass die CPU in den Schlafmodus geht. Der Verbrauch springt von 15 Watt auf 50 Watt, nur wegen einer Steckkarte.
  • Software: Falsch konfigurierte Treiber (Linux: powertop prüfen!) halten die CPU wach.

Speicher & Co: Die versteckten Watt-Fresser

Neben der CPU sind es die Peripheriegeräte, die die Rechnung treiben.

HDD vs. SSD (Der 24/7 Faktor)

Eine SSD (SATA/NVMe) verbraucht im Idle fast nichts (0,1 bis 0,5 Watt). Eine mechanische Festplatte (HDD) muss rotieren (Luftwiderstand der Platter).

HDD 3,5 Zoll (Helium, 10TB+): ~5 Watt Idle
HDD 3,5 Zoll (Luft, älter): ~7-9 Watt Idle
SSD 2,5 Zoll: ~0,2 Watt Idle

Die RAID-Rechnung

Wer ein dickes NAS mit 8 Festplatten baut ("Data Hoarder"), hat allein durch die Platten eine Grundlast von:
8 x 7 Watt = 56 Watt.
Das sind 200 Euro pro Jahr nur dafür, dass die Platten sich drehen. Überlege dir gut, ob du wirklich 8 kleine alte Platten nutzen willst oder lieber 2 große neue (weniger Verbrauch).
Tipp: Unraid erlaubt es, einzelne Platten schlafen zu legen (Spin-Down), während ZFS/TrueNAS oft alle Platten gleichzeitig wach hält (Striping). Das Betriebssystem entscheidet über deine Stromrechnung!

USV & Switche

Deine Infrastruktur braucht auch Strom.
PoE Switch: Ein Switch, der Kameras/APs versorgt, verbraucht selbst Strom für die Wandlung. Rechne mit 5-10 Watt Eigenverbrauch plus Verbrauch der Endgeräte.
USV (Batterie): Line-Interactive USVs sind effizienter als Online-USVs (Doppelwandler). Eine Online-USV wandelt permanent AC-DC-AC um und hat hohe Verluste (oft 10-15%). Für Zuhause reicht fast immer Line-Interactive oder Offline (Standby).

Realitäts-Check: Wann ist die Cloud billiger?

Die Cloud (VPS bei Hetzner, Netcup, AWS) wirkt auf den ersten Blick teuer (monatliche Abo-Kosten). Aber du zahlst dort keinen Strom und keine Hardware-Reparaturen.

Der Break-Even-Point

Beispiel: Kleiner Webserver / Docker Host
Cloud (VPS): 2 vCPU, 4GB RAM = ca. 5-6 € / Monat = 72 € / Jahr.
Home Lab: Mini-PC (Anschaffung 200€) + Strom (15 Watt = 52€/Jahr).
In diesem Fall ist das Home Lab nach ca. 4 Jahren billiger (ROI). Aber: Fällt im Home Lab die SSD aus oder geht das Netzteil kaputt, bist du sofort im Minus. Zudem musst du dich um Backups, USV und Kühlung kümmern.

Fazit: Für kleine Dienste (Webseite, Bitwarden, Uptime Kuma) ist die Cloud oft günstiger und stressfreier. Das Home Lab lohnt sich primär für:

  1. Große Datenmengen (Nextcloud mit 2TB Fotos -> Cloud Storage ist teuer).
  2. Privatsphäre (Daten sollen das Haus nicht verlassen).
  3. Medien-Streaming (Plex/Jellyfin lokal ohne Internet-Limit).
  4. Lerneffekt (Spaß an der Hardware).

🔗 Dein Wissensnetzwerk: IT & Energie

Ein Server steht selten allein. Optimiere das ganze Netzwerk.

Uptime ist gut, Effizienz ist besser.

Häufige Fragen (FAQ)

Ist ein Raspberry Pi immer die günstigste Lösung?

Beim Stromverbrauch: Ja (3-5 Watt = ca. 15€/Jahr). Bei der Leistung/Preis-Leistung: Nein. Ein Raspberry Pi 4/5 mit Zubehör (Netzteil, Case, SD-Karte/SSD) kostet oft über 100-150€. Für das gleiche Geld bekommt man oft einen gebrauchten 'Tiny PC' (Lenovo Tiny, Dell Micro, HP Mini) mit Intel i5 Prozessor. Dieser braucht im Idle nur minimal mehr (8-12 Watt), hat aber die 10-fache Rechenleistung, echtes SATA/NVMe und x86-Kompatibilität (wichtig für Docker-Container, die nicht auf ARM laufen). Für reine DNS-Server (Pi-Hole) ist der Pi König, für alles andere oft zu schwach oder zu teuer.

Soll ich meine Festplatten (HDDs) in den Standby schicken (Spin-Down)?

Finanziell: Ja. Technisch: Umstritten. Eine 3,5 Zoll HDD braucht ca. 6-8 Watt im Leerlauf (drehend) und 0,5 Watt im Standby. Bei 4 Platten im NAS sind das 30 Watt Dauerlast (ca. 100€/Jahr). Schickst du sie schlafen, sparst du 90€. ABER: Das häufige Anlaufen (Spin-Up) belastet die Mechanik (Lager/Motor). 'Server-Grade' Platten (WD Red / Seagate Ironwolf) sind für Dauerlauf gebaut, nicht für 20 Starts am Tag. Empfehlung: Spin-Down nur, wenn der Server wirklich stundenlang (z.B. nachts) gar nicht genutzt wird. Bei ständigen Zugriffen lieber durchlaufen lassen.

Lohnt sich eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung)?

Für die Datenintegrität: Ja (verhindert Dateisystem-Korruption bei Stromausfall). Für den Geldbeutel: Nein. Eine USV verbraucht selbst Strom, um die Batterie zu laden und die Elektronik zu betreiben. Kleine USVs ziehen oft 10-20 Watt Eigenbedarf. Das sind 35-70€ 'Versicherungsprämie' pro Jahr an Stromkosten. Überlege gut, ob deine privaten Urlaubsfotos diese permanente Ausgabe rechtfertigen oder ob ein gutes Backup (RAID ist kein Backup!) reicht.

Cloud (VPS) oder eigener Server – wo liegt die Grenze?

Die Grenze liegt meist beim Speicherplatz. Rechenleistung (CPU/RAM) ist zu Hause oft billiger (weil Hardware lange hält). Aber Speicherplatz in der Cloud ist teuer. Wer 10 TB Daten (Filme, Backups) speichern will, zahlt bei AWS/Google/Hetzner hunderte Euro im Monat. Zu Hause kosten 10 TB einmalig 200€ für die HDD und 25€ Strom im Jahr. Faustregel: Rechenintensive Dienste (Webserver, Game-Server) -> Cloud. Datenintensive Dienste (NAS, Plex, Backup) -> Home Lab.

Warum verbraucht mein alter Server 200 Watt im Leerlauf?

Alte Enterprise-Hardware (z.B. DDR3-Ära, alte Xeons) ist auf maximale Leistung und Redundanz ausgelegt, nicht auf Effizienz. 1. Die CPUs haben keine tiefen C-States (Schlafmodi). 2. Die Lüfter drehen mit 10.000 U/min (das kostet allein 20-30 Watt!). 3. Redundante Netzteile haben bei niedriger Last einen katastrophalen Wirkungsgrad. Ein alter Dual-Xeon Server ist für zu Hause fast immer ein finanzielles Grab.