Anleitung: Lass dich nicht von mAh blenden
Der Markt für Powerstations boomt, und mit ihm die kreativen Produktbezeichnungen. Um diesen Rechner korrekt zu bedienen, müssen wir zuerst die Einheiten klären.
1. Wattstunden (Wh) vs. Milliamperestunden (mAh)
Hersteller lieben mAh, weil die Zahl riesig aussieht.
"200.000 mAh Power!!" klingt beeindruckend. Aber mAh ist ohne Spannungsangabe wertlos. Meist beziehen sich diese Angaben auf die Zellspannung von 3,6V oder 3,7V.
Die Umrechnung
Die einzig wahre Währung ist die Wattstunde (Wh). Sie enthält Spannung und Ladung.
$$Wh = (mAh imes Volt) / 1000$$
Beispiel: 200.000 mAh * 3,6V / 1000 = 720 Wh.
Vergleiche Powerstations immer nur anhand der Wh-Zahl!
2. Die Ausgangsleistung (Watt)
Kapazität (Wh) ist "wie groß der Tank ist". Leistung (Watt) ist "wie dick der Schlauch ist".
Eine 2000 Wh Station nützt dir nichts für einen 2000 Watt Wasserkocher, wenn der Wechselrichter nur 1000 Watt Dauerlast liefert.
Checkliste für Geräte:
- Laptop: 45-100 Watt (unkritisch).
- Kühlschrank: 50-100 Watt (aber Anlaufstrom beachten! Braucht oft 800W+ Surge).
- Kaffeemaschine / Föhn: 1500-2000 Watt (High Power! Braucht große Station).
- Handy laden: 5-20 Watt.
Physik: Die Steuer, die du immer zahlst
Wenn du 1000 Wh im Akku hast, bekommst du niemals 1000 Wh raus. Die Physik verlangt Tribut in Form von Wärme.
Die AC-Falle (Wechselrichter)
Batterien liefern Gleichstrom (DC). Deine Steckdose liefert Wechselstrom (AC). Der Wechselrichter muss das umwandeln (zerhacken und glätten). Das ist Schwerstarbeit.
Wirkungsgrad: Gute Inverter schaffen ca. 85-90%. Schlechte nur 75-80%.
Das bedeutet: Von 1000 Wh kommen an der Steckdose nur ca. 850 Wh an. Die restlichen 150 Wh werden als Wärme im Gehäuse verbraten (Lüfter springt an).
Der Eigenverbrauch (Vampire Drain)
Das ist der größte Fehler bei kleinen Lasten. Der Wechselrichter verbraucht Strom, nur weil er an ist.
| Szenario | Last (Gerät) | Eigenverbrauch Inverter | Gesamt-Verbrauch | Effizienz |
|---|---|---|---|---|
| Handy an 230V Steckdose | 10 Watt | 15 Watt | 25 Watt | 40% (Katastrophe!) |
| Wasserkocher an 230V | 1000 Watt | 15 Watt | 1015 Watt | 98,5% (Super!) |
Fazit: Nutze für kleine Geräte (Handy, Tablet, Laptop) IMMER die USB-Ports (DC) oder den 12V-Zigarettenanzünder. Damit umgehst du den hungrigen Wechselrichter. Die Effizienz bei DC/DC-Wandlung liegt bei über 95%.
Realitäts-Check: Chemie & Nachladen
Powerstation ist nicht gleich Powerstation. Der Akku-Typ entscheidet über die Lebensdauer.
LFP vs. NMC (Der Zyklen-Krieg)
NMC (Lithium-Ionen): Wie im Handy oder Tesla (alt). Leicht, hohe Energiedichte. Aber: Nach 500-800 Zyklen hat der Akku nur noch 80% Kapazität. Brandgefahr bei Beschädigung höher.
LFP (Lithium-Eisenphosphat): Wie in modernen Heimspeichern. Schwerer (ca. 20-30% mehr Gewicht pro Wh). Aber: 3000 bis 4000 Zyklen Lebensdauer. Extrem sicher (brennt fast nicht).
Investitions-Tipp: Wenn du die Station täglich nutzt (Van-Life, Balkonkraftwerk-Speicher), kaufe zwingend LFP. Die höheren Kosten/Gewicht holen sich über die 5-fache Lebensdauer locker wieder rein.
Das Solar-Märchen
"Mit dem 100W Panel in 8 Stunden voll!" steht im Prospekt. In der Realität brauchst du dafür Laborbedingungen.
Im deutschen Winter bringt ein 100W Panel oft nur 5 bis 10 Watt. Selbst im Sommer, wenn es flach auf dem Boden liegt, sind es oft nur 60-70 Watt.
Formel für Realisten: Nimm die Panel-Leistung mal 0,7 für gute Sonnentage.
Kapazität 500 Wh / (100W Panel * 0,7) = ca. 7 Stunden pralle Sonne.
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Sei vorbereitet, aber kenne deine Limits.