Immobilien

Vorfälligkeitsentschädigung Rechner

Du willst dein Haus verkaufen oder umschulden, aber die Bank hält die Hand auf? Die "Vorfälligkeitsentschädigung" ist der Angstgegner jedes Immobilienbesitzers, der vorzeitig aus seinem Kreditvertrag muss. Doch Vorsicht: Verbraucherschützer schätzen, dass bis zu 60% aller Bankberechnungen fehlerhaft oder überhöht sind. Banken nutzen komplexe Finanzmathematik, um ihren entgangenen Gewinn zu maximieren. Dieser Rechner ist dein Werkzeug zur Waffengleichheit. Er basiert nicht auf Bank-Wohlwollen, sondern auf der harten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH). Wir berechnen, was der Bank *wirklich* zusteht – und das ist oft deutlich weniger, als in deinem Briefkasten landet.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Schaden = Barwert(Restzinsen) - Barwert(Wiederanlagezins) - Risikokostenersparnis - Verwaltungskostenersparnis

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, bevor du irgendein Dokument der Bank unterschreibst. Eine unterschriebene Aufhebungsvereinbarung ist oft bindend, selbst wenn die Summe falsch war. Prüfe hier, ob die Zinswende (gestiegene Zinsen) deine Entschädigung vielleicht sogar auf Null drückt, und verstehe, warum die "Nichtabnahmeentschädigung" fast identisch berechnet wird.

Beispielrechnung

Szenario: Restschuld 200.000€, Vertrag läuft noch 5 Jahre. Dein alter Zins: 1,5%. Aktueller Marktzins für Pfandbriefe: 3,0%. Ergebnis: Da die Bank das Geld heute teurer wiederanlegen kann, als du ihr zahlst, erleidet sie keinen Zinsverschlechterungsschaden. Die Vorfälligkeitsentschädigung sollte theoretisch 0€ betragen (bzw. nur eine Bearbeitungsgebühr). Fordert die Bank trotzdem 10.000€? Dann versuchen sie es vermutlich mit veralteten Parametern.

Anleitung & Analyse: So demontierst du die Forderung der Bank

Die Vorfälligkeitsentschädigung (VFE) ist keine simple Subtraktion. Sie ist eine hypothetische Finanzsimulation, die in die Zukunft gerichtet ist. Die Bank simuliert: "Was wäre passiert, wenn der Kunde bis zum letzten Tag brav gezahlt hätte?" versus "Was kann ich mit dem Geld tun, das ich jetzt plötzlich zurückbekomme?". Um den Rechner oben korrekt zu bedienen und das Ergebnis als Waffe in Verhandlungen zu nutzen, musst du die Mechanik dahinter verstehen. Hier ist die Tiefenanalyse der Eingabeparameter.

1. Die Restschuld (Das Fundament)

Gib hier die valutierende Restschuld zum Zeitpunkt der geplanten Ablösung ein.
Achtung Falle: Viele Nutzer geben die Restschuld von der letzten Jahresabrechnung ein. Bis zum Kündigungstermin hast du aber (hoffentlich) weiter getilgt. Jeder Euro, den du vor dem Stichtag regulär tilgst, senkt die Basis für die Strafzahlung.

Experten-Tipp: Hast du ein Recht auf Sondertilgungen im Vertrag (z.B. 5% p.a.)? Das ist pures Gold wert! Der Bundesgerichtshof (BGH) hat entschieden, dass die Bank bei der Berechnung der VFE so tun muss, als hättest du jedes zukünftige Recht auf Sondertilgung maximal genutzt. Das reduziert die Restlaufzeit und die Zinslast fiktiv massiv und senkt die Vorfälligkeitsentschädigung oft um 20-30%. Prüfe deinen Vertrag: Steht dort Sondertilgung? Dann rechnet unser Tool das zu deinen Gunsten.

2. Der Zinssatz und die Zinsbindungsfrist

Hier entscheidet sich das Schicksal deiner Zahlung. Die VFE ist im Kern die Differenz zwischen deinem Vertragszins (Sollzins) und dem aktuellen Markt-Wiederanlagezins.

  • Vertragszins > Aktueller Marktzins: Das war jahrelang der Standard. Du hast für 4% abgeschlossen, aktuell gibt es nur 1%. Die Bank verliert ein lukratives Geschäft und will die Differenz von dir (= Hohe Entschädigung).
  • Vertragszins < Aktueller Marktzins: Das Szenario seit der Zinswende. Du hast für 1,5% abgeschlossen, die Bank kann das Geld jetzt für 3,5% neu verleihen. Die Bank profitiert von deiner Kündigung. Die Entschädigung muss gegen Null tendieren.

3. Der Abzug der ersparten Kosten (Dein Rechtsanspruch)

Wenn der Kredit weg ist, hat die Bank auch weniger Arbeit und weniger Risiko. Diese Ersparnisse muss sie dir gutschreiben. Banken "vergessen" das gerne oder setzen Pauschalen an, die lächerlich niedrig sind.

Ersparte Verwaltungskosten

Keine Buchungen mehr prüfen, keine Jahresauszüge verschicken. Üblich sind hier Werte zwischen 30€ und 60€ pro Jahr der Restlaufzeit. Kleinvieh macht auch Mist – bestehe darauf.

Ersparte Risikokosten

Das ist der große Hebel. Jeder Kredit birgt das Risiko, dass du pleitegehst. Wenn du den Kredit zurückzahlst, fällt dieses Risiko auf 0. Die Bank muss die "Risikoprämie", die im Zins eingepreist war, abziehen. Wir reden hier oft von 0,06% bis zu 0,2% der Restschuld pro Jahr. Bei 300.000€ und 10 Jahren sind das schnell tausende Euro.

Die Mathematik: Warum Banken "Aktiv-Passiv" lieben

Du fragst dich vielleicht: "Warum vergleicht die Bank meinen Kredit nicht einfach mit einem neuen Kredit für meinen Nachbarn?" Das wäre die Aktiv-Aktiv-Methode. Sie wäre fair, aber für die Banken schwerer zu rechnen und oft ungünstiger. Stattdessen hat der BGH die Aktiv-Passiv-Methode abgesegnet. Das ist reine Finanzalchemie, die du verstehen musst.

Die Formel des Zinsverschlechterungsschadens

Die Bank tut so, als würde sie dein zurückgezahltes Geld am Kapitalmarkt in Hypothekenpfandbriefe investieren. Die Rendite dieser Pfandbriefe (laut Zinsstrukturkurve der Bundesbank) ist der Referenzwert.

$$VFE = sum_{t=1}^{n} rac{Zins_{Vertrag} - Zins_{Pfandbrief}}{(1 + r_{Markt})^t} - ext{Risiko}_{erspart} - ext{Verwaltung}_{erspart}$$

Was bedeutet das konkret?

  1. Der Cashflow-Vergleich: Die Bank schaut sich jeden Monat deiner Restlaufzeit an ($t$). Sie vergleicht, was du gezahlt hättest ($Zins_{Vertrag}$) mit dem, was sie am Kapitalmarkt für Pfandbriefe bekommt ($Zins_{Pfandbrief}$).
  2. Die Differenz: Ist dein Vertrag höher als die Pfandbriefrendite, entsteht ein monatlicher Verlust für die Bank.
  3. Die Barwert-Methode (Diskontierung): Ein Verlust in 5 Jahren ist heute weniger "schlimm" als ein Verlust heute (wegen Inflation und Zinseszinseffekt). Deshalb werden alle zukünftigen Verluste auf den heutigen Tag "abgezinst" (geteilt durch $(1+r)^t$). Das ist der Barwert.
  4. Der "Wiederanlagezins" Trick: Hier liegt der Hund begraben. Die Banken nehmen oft die Renditen der PEX-Renditenkurve. Wenn diese Kurve niedrig ist (wie 2015-2021), ist der Schaden riesig. Wenn die Kurve steigt (wie ab 2022), schrumpft der Schaden massiv.

Beispiel: Der Einfluss der Diskontierung

Stell dir vor, die Bank verliert in 10 Jahren 1.000€.
Bei einem Diskontierungszins von 0% (Niedrigzinsphase) muss sie heute 1.000€ von dir fordern.
Bei einem Diskontierungszins von 4% (Hochzinsphase) muss sie heute nur ca. 675€ fordern, weil sie diese 675€ über 10 Jahre zu 4% anlegen könnte, um auf die 1.000€ zu kommen.
Fazit: Hohe Marktzinsen sind doppelt gut für dich. Sie verringern die Zinsdifferenz UND sie sorgen für eine stärkere Abzinsung des Schadens.

Realitäts-Check: Die Tricks der Banken & Deine Strategie

Theorie ist gut, Praxis ist teuer. Hier sind die "Dirty Tricks" der Kreditinstitute und wie du dich rational dagegen wehrst. Expertise aus hunderten überprüften Abrechnungen zeigt: Blinde Akzeptanz kostet dich ein Vermögen.

1. Der Sondertilgungs-Bluff

Viele Banken berechnen den Schaden so, als würdest du den Kredit bis zum letzten Tag "normal" abbezahlen. Das ist falsch!
Rationaler Fakt: Wenn du laut Vertrag jedes Jahr 10.000€ sondertilgen dürftest, muss die Bank so rechnen, als würdest du das auch tun. Warum? Weil du im Fall der Kündigung ja theoretisch sofort alles zurückzahlst – das ist die ultimative Sondertilgung.
Deine Action: Prüfe, ob in der Berechnung der Bank die Sondertilgungsrechte voll berücksichtigt wurden. Wenn nicht: Widerspruch einlegen! Das reduziert die Zinslast, die als Berechnungsgrundlage dient.

2. Pfandtausch statt Vorfälligkeit

Du verkaufst dein Haus A, um Haus B zu kaufen? Die Bank wird versuchen, den Kredit für Haus A abzurechnen (mit VFE) und dir für Haus B einen neuen Kredit (zu aktuellen, höheren Zinsen) zu geben. Ein doppeltes Verlustgeschäft für dich.
Die Lösung: Der "Pfandtausch". Du beantragst, dass der bestehende Kreditvertrag einfach auf das neue Haus "umzieht". Das neue Haus dient als neue Sicherheit.
Rechtslage: Der BGH hat entschieden, dass die Bank dem zustimmen muss, wenn das neue Objekt eine gleichwertige Sicherheit bietet und der Bank kein unzumutbarer Verwaltungsaufwand entsteht. Lass dich hier nicht abwimmeln!

3. Der § 489 BGB Joker (Die 10-Jahres-Regel)

Dies ist das wichtigste Gesetz für Immobilienbesitzer. § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB besagt: 10 Jahre nach der vollständigen Auszahlung des Darlehens kannst du jeden Kredit mit einer Frist von 6 Monaten kündigen. Kostenlos. Egal, ob du eigentlich 15 oder 20 Jahre Zinsbindung vereinbart hast.

Wichtiges Detail zur Frist: Die 10 Jahre beginnen nicht mit Vertragsunterzeichnung, sondern mit dem Tag, an dem der letzte Euro des Kredits auf deinem Konto (oder dem des Verkäufers) gelandet ist.
Rechenbeispiel: Vertrag unterschrieben 01.01.2014. Vollauszahlung 01.06.2014. Kündigung möglich zum 02.12.2024 (10 Jahre + 6 Monate Frist). Fordert die Bank für einen Verkauf im Jahr 2025 noch Vorfälligkeit? Rechtswidrig!

4. Opportunitätskosten & Inflation

Wenn du 15.000€ Vorfälligkeitsentschädigung zahlen musst, ist das Geld weg. Würdest du dieses Geld stattdessen in einen globalen ETF investieren (Annahme 7% Rendite), wären daraus in 20 Jahren knapp 60.000€ geworden.
Analysiere genau: Lohnt sich der Verkauf jetzt wirklich? Oder ist es günstiger, das Haus zu vermieten (VFE steuerlich absetzen!) und den Kredit laufen zu lassen? Nutze unseren Zinseszins Rechner, um zu sehen, was dich der Kapitalabfluss langfristig kostet.

Häufige Fragen: Was die Bank dir nicht im Flyer erklärt

Wir haben die Suchanfragen tausender Nutzer analysiert. Hier sind die Antworten auf die spezifischen Probleme, die Google oft unbeantwortet lässt.

"Kann ich die Nichtabnahmeentschädigung auch hier berechnen?"

Ja. Die Nichtabnahmeentschädigung entsteht, wenn du den Kreditvertrag unterschrieben hast, das Geld aber doch nicht abrufst (z.B. weil der Hauskauf geplatzt ist). Die Berechnungslogik (Aktiv-Passiv) ist fast identisch zur Vorfälligkeitsentschädigung. Der Schaden für die Bank ist der gleiche: Sie hat Geld für dich reserviert/refinanziert, das sie nun anders anlegen muss.

"Was passiert bei Forward-Darlehen?"

Das ist besonders bitter. Die 10-Jahres-Frist (§ 489 BGB) beginnt beim Forward-Darlehen oft schon mit Vertragsabschluss, nicht erst mit Auszahlung, aber nur wenn das Forward-Darlehen bei derselben Bank gemacht wurde (Prolongation). Bei einem echten Neuabschluss gilt wieder der Auszahlungszeitpunkt. Hier ist anwaltliche Prüfung Pflicht!

🔗 Vernetztes Finanzwissen: Dein nächster Schritt

Die Vorfälligkeitsentschädigung ist oft nur der erste Domino-Stein. Wer verkauft, muss Kosten kalkulieren und das freigewordene Kapital neu strukturieren. Nutze unsere spezialisierten Tools:

Wissen ist der einzige Schutz gegen schlechte Bankkonditionen. Nutze die Rechnerkette, um souverän zu entscheiden.

Häufige Fragen (FAQ)

Wann fällt die Vorfälligkeitsentschädigung komplett weg?

Es gibt drei goldene Auswege: 1. Der § 489 BGB 'Joker': Nach 10 Jahren Vollauszahlung hast du ein gesetzliches Sonderkündigungsrecht mit 6 Monaten Frist – kostenlos. 2. Fehlerhafte Widerrufsbelehrung: Bei alten Verträgen (vor 2010 oft, aber auch neuer) kann der 'Widerrufsjoker' greifen. 3. Pfandtausch: Wenn du eine neue Immobilie kaufst und diese als Sicherheit der Bank anbietest, muss die Bank den Kredit oft einfach weiterlaufen lassen ('Objekttausch'), statt ihn abzurechnen.

Muss ich zahlen, wenn ich das Haus aus Not (Scheidung/Arbeitslosigkeit) verkaufe?

Ja, leider. Die Motive für den Verkauf sind der Bank rein rechtlich egal (Vertrag ist Vertrag). Aber: Wenn du aus 'berechtigtem Interesse' verkaufst (dazu gehört der Hausverkauf), muss die Bank dich zwar aus dem Vertrag lassen, darf aber den Schaden verlangen. Wichtig: Bei einer Kündigung durch die Bank (z.B. weil du Raten nicht gezahlt hast), darf der Strafzins oft *nicht* als Vorfälligkeit berechnet werden, sondern nur als Verzugsschaden, was meist günstiger ist.

Was ist der Unterschied zwischen Aktiv-Aktiv und Aktiv-Passiv-Methode?

Das ist der Kern des Banken-Tricks. Aktiv-Aktiv hieße: Die Bank verleiht das Geld an einen neuen Kunden. Aktiv-Passiv (der Standard laut BGH) heißt: Die Bank legt das Geld 'fiktiv' in sichere Hypothekenpfandbriefe an. Da Pfandbriefe weniger Rendite bringen als Kundenkredite, fällt der errechnete Schaden für die Bank höher aus. Unser Rechner nutzt die gängige Aktiv-Passiv-Methode, zieht aber konsequent die ersparten Risiko- und Verwaltungskosten ab, was Banken gerne 'vergessen'.

Kann ich die Vorfälligkeitsentschädigung von der Steuer absetzen?

Kommt darauf an. Wenn du die Immobilie selbst bewohnt hast: Nein, das ist Privatvergnügen. Wenn die Immobilie vermietet war (Kapitalanlage): Ja, die Entschädigung zählt zu den Werbungskosten bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung (Anlage V), da sie im Zusammenhang mit der Finanzierung steht. Verkaufst du steuerfrei (nach 10 Jahren Spekulationsfrist), läuft der Werbungskostenabzug oft ins Leere, es sei denn, du schuldest um.

Was, wenn die Zinsen heute höher sind als mein alter Vertragszins?

Das ist das 'Lucky-Loser' Szenario der aktuellen Zinswende. Wenn du 1,0% Zinsen zahlst und die Bank das Geld heute für 3,5% in Pfandbriefe stecken kann, macht sie durch deine Rückzahlung Gewinn (Zinsmargengewinn). Es entsteht kein Zinsverschlechterungsschaden. Die Bank darf dann keine Zinsentschädigung verlangen, oft nur eine geringe Bearbeitungsgebühr für den Aufwand.

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