Anleitung: Warum du Makler-Exposés niemals trauen darfst
Wenn du auf Immobilienportalen unterwegs bist, siehst du oft Sätze wie: "Kapitalanlage-Hit! 4,5% Rendite!". Diese Zahl ist fast immer die Brutto-Mietrendite. Sie ist mathematisch korrekt, aber wirtschaftlich irreführend. Sie dient dem Verkauf, nicht deiner Vermögensbildung.
Um diesen Rechner korrekt zu bedienen, musst du verstehen, welche drei Ebenen der Rendite es gibt und warum du bis zur dritten Ebene (Eigenkapitalrendite) vordringen musst.
Ebene 1: Brutto-Rendite
Das Verhältnis von Jahreskaltmiete zum reinen Kaufpreis.
Problem: Ignoriert Kaufnebenkosten (Notar, Steuer) und laufende Kosten. Ein rein theoretischer Wert.
Ebene 2: Netto-Rendite
Berücksichtigt alle Anschaffungskosten und die nicht umlegbaren Bewirtschaftungskosten.
Problem: Ignoriert die Finanzierung. Zeigt nur, wie gut das Objekt "an sich" performt.
Ebene 3: EK-Rendite (ROI)
Die Königsdisziplin. Wie viel Gewinn machst du auf dein *tatsächlich eingesetztes* Geld nach Zinsen?
Ziel: Hier entscheidet sich, ob du investierst.
Schritt-für-Schritt durch den Rechner
- Kaufpreis & Kaufnebenkosten: Viele vergessen, dass die Kaufnebenkosten (Grunderwerbsteuer, Notar, Makler) "weg" sind. Sie erhöhen dein Investment, bringen aber keinen Wert. Je höher diese Kosten, desto schlechter die Rendite. Nutze unseren Kaufnebenkosten Rechner, um diese Summe exakt zu ermitteln, bevor du sie hier einträgst.
- Mieteinnahmen (Ist vs. Soll): Gib hier die aktuelle Kaltmiete ein. Vorsicht bei "Soll-Mieten" oder "Potenzial-Mieten", die Makler gerne angeben. Kannst du die Miete wirklich erhöhen? Gibt es eine Mietpreisbremse? Rechne immer mit dem IST-Zustand. Alles andere ist Spekulation.
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Bewirtschaftungskosten (Der stille Rendite-Killer): Das ist das Feld, bei dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Du musst hier eingeben, was du nicht auf den Mieter umlegen kannst. Dazu gehören:
- Instandhaltungsrücklage (WEG + Sondereigentum)
- Verwaltergebühren (Hausverwaltung + Sondereigentumsverwaltung)
- Mietausfallwagnis (Kalkuliere ca. 2-4% der Miete für Leerstand ein)
Die Mathematik: Formeln für Profis
Wer investiert, ohne zu rechnen, spekuliert nur. Hier sind die Formeln, die unser Tool im Hintergrund nutzt. Verstehe sie, um die Ergebnisse zu interpretieren.
1. Die Brutto-Mietrendite
Einfach, aber ungenau.
2. Die Netto-Mietrendite
Hier wird es ernst. Wir addieren die Kaufnebenkosten ($NK$) zum Kaufpreis ($KP$) und ziehen die nicht umlegbaren Bewirtschaftungskosten ($BWK$) von der Miete ab.
3. Die Eigenkapitalrendite (ROI) & Der Leverage-Effekt
Das ist die wichtigste Formel für Investoren. Sie zeigt, wie hart dein eigenes Geld arbeitet.
Der Leverage-Effekt (Hebel) erklärt:
Stell dir vor, du kaufst eine Wohnung für 100.000€ mit 5% Netto-Rendite (5.000€ Ertrag).
- Szenario A (100% Eigenkapital): Du zahlst 100.000€ bar. Dein Ertrag: 5.000€. Deine Rendite: 5%.
- Szenario B (20% Eigenkapital): Du zahlst 20.000€ an und leihst dir 80.000€ von der Bank zu 3% Zinsen.
Einnahmen: 5.000€
Zinskosten: 80.000€ * 3% = 2.400€
Gewinn: 2.600€
Jetzt kommt der Trick: Du hast nur 20.000€ eingesetzt, um diese 2.600€ zu verdienen.
Deine Rendite: (2.600 / 20.000) * 100 = 13%!
Das ist die Magie des Fremdkapitals. Aber Achtung: Wenn der Zins (z.B. 6%) höher ist als die Rendite der Immobilie (5%), dreht sich der Hebel um und vernichtet dein Eigenkapital!
Realitäts-Check: Was dir niemand sagt
Zahlen sind geduldig, Immobilien nicht. Hier sind die "weichen" Faktoren, die deine Rendite-Rechnung in der Praxis zerstören können.
1. Die Inflation frisst deine Miete
Viele Kalkulationen nehmen an, dass die Miete ewig gleich bleibt. Das ist falsch. Aber noch falscher ist die Annahme, dass du die Miete automatisch mit der Inflation erhöhen kannst.
Hast du einen Indexmietvertrag? Wenn nein, bist du an die "ortsübliche Vergleichsmiete" gebunden. Wenn die Inflation bei 4% liegt, aber der Mietspiegel nur um 1% steigt, verlierst du real Geld (Kaufkraftverlust). Prüfe mit unserem Inflations-Rechner, was deine Miete in 10 Jahren real noch wert ist.
2. Die Steuer-Falle
"Immobilien sparen Steuern." Das ist nur die halbe Wahrheit.
Ja, du kannst Zinsen und Abschreibung (AfA) gegen dein Einkommen rechnen. Wenn du einen negativen Cashflow hast, mindert das deine Steuerlast.
Aber: Ein Verlustgeschäft zu machen, nur um Steuern zu sparen, ist ökonomischer Unsinn. Du gibst 1€ aus, um 42 Cent Steuern zu sparen. Du hast immer noch 58 Cent verloren. Eine gute Immobilie muss sich vor Steuern rechnen. Steuervorteile sind das "Sahnehäubchen", nicht der Kuchen.
3. Das Klumpenrisiko
Vergleiche deine Immobilien-Rendite immer mit dem Aktienmarkt. Ein ETF (z.B. MSCI World) hat historisch 7-8% Rendite gebracht – ohne dass du Mieteranrufe wegen verstopfter Toiletten bekommst.
Wenn deine kalkulierte Eigenkapitalrendite bei der Immobilie nur 6% beträgt, gehst du ein unverhältnismäßig hohes Risiko ein (Klumpenrisiko, Standortrisiko, politisches Risiko), für weniger Ertrag als am Kapitalmarkt.
Nutze unseren Zinseszins Rechner, um zu simulieren, was passiert wäre, wenn du dein Eigenkapital stattdessen einfach angelegt hättest.
🔗 Dein Immobilien-Wissensnetzwerk
Eine Renditeberechnung steht nie allein. Um den Kaufprozess ganzheitlich zu verstehen, nutze diese Tools:
Nebenkosten berechnen
Bevor du hier rechnest: Wie viel Geld verschwindet beim Notar und Finanzamt? Kenne dein echtes Startkapital.
Finanzierung prüfen
Wie hoch ist deine monatliche Rate wirklich? Ein kleiner Zinsunterschied hat massive Auswirkungen auf deinen Cashflow.
Nebenkosten-Falle?
Eine hohe Rendite bringt nichts, wenn die Mieter wegen hoher Strom- und Heizkosten ausziehen (Warmmiete-Problem).
Alternative: ETF?
Der ultimative Vergleich: Was passiert, wenn du das Eigenkapital einfach passiv anlegst? Schlägt die Immo den Weltmarkt?
Rechne deine Immobilie nicht schön. Rechne sie sicher. Nutze die Tools oben, um dein Risiko zu minimieren.