Immobilien

AnnuitÀtenrechner 2025

Der Traum vom Eigenheim scheitert oft nicht am Kaufpreis, sondern an der Mathematik der Finanzierung. In einer Zeit volatiler Zinsen ist eine falsche Berechnung der monatlichen Rate (AnnuitĂ€t) existenzbedrohend. Dieser Rechner ist kein Verkaufsinstrument einer Bank, das dir "Schönwetter-Zahlen" prĂ€sentiert. Er ist ein rationales Planungswerkzeug. Wir berechnen hier nicht nur, was du morgen an die Bank ĂŒberweist, sondern simulieren, was passiert, wenn nach 10 oder 15 Jahren die Zinsbindung endet und noch eine hohe Restschuld besteht. Verstehe die Mechanik hinter Zins und Tilgung, bevor du eine Unterschrift leistest, die dich 30 Jahre bindet.

Interaktiver Rechner

Die Formel

AnnuitĂ€t (Rate) = Darlehensbetrag × (Zinssatz + Tilgungssatz) / 100 / 12 (fĂŒr monatliche Sicht)

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, um verschiedene Szenarien durchzuspielen: Was passiert, wenn ich die Tilgung von 2% auf 3% erhöhe? Wie viel Zinsen spare ich durch Sondertilgungen? Und vor allem: Kann ich mir die Rate auch noch leisten, wenn die Zinsen bei der Anschlussfinanzierung auf 6% steigen? Dies ist dein Stresstest fĂŒr die grĂ¶ĂŸte Investition deines Lebens.

Beispielrechnung

Beispiel: Kredit 400.000 €, Zins 3,5 %, Tilgung 2,0 %. Monatsrate: 1.833,33 €. Nach 10 Jahren hast du ca. 97.000 € getilgt, schuldest der Bank aber immer noch 303.000 €. Die Zinszahlungen in diesen 10 Jahren: ca. 123.000 € – Geld, das "weg" ist.

Anleitung & Analyse: So bedienst du die Hebel deiner Finanzierung

Ein AnnuitĂ€tendarlehen ist mathematisch elegant, aber psychologisch tĂŒckisch. Das Wort "AnnuitĂ€t" kommt vom lateinischen *annus* (Jahr) und bezeichnet eine gleichbleibende regelmĂ€ĂŸige Zahlung. Das klingt bequem: Du zahlst 30 Jahre lang jeden Monat exakt denselben Betrag (z.B. 1.500 €).

Doch der Inhalt dieser Rate verĂ€ndert sich dramatisch. Zu Beginn zahlst du fast nur Zinsen an die Bank (die "Miete" fĂŒr das Geld). Dein Schuldenberg schmilzt kaum. Erst gegen Ende der Laufzeit dreht sich das VerhĂ€ltnis. Wer dieses Prinzip nicht versteht, wacht nach 10 Jahren auf und stellt fest: "Ich habe 180.000 € ĂŒberwiesen, aber meinem Haus gehören mir immer noch nur die TĂŒrklinken."

1. Der Nettodarlehensbetrag (Nicht der Kaufpreis!)

Hier machst du den ersten Fehler. Gib hier nicht den Kaufpreis der Immobilie ein.
Die Formel lautet: Kaufpreis + Kaufnebenkosten (Notar, Grunderwerbsteuer, Makler = ca. 10-15%) - Eigenkapital = Nettodarlehensbetrag.

Kritischer Experten-Hinweis: Banken finanzieren ungern die Kaufnebenkosten ("110%-Finanzierung"). Wenn sie es tun, dann zu deutlich schlechteren Zinsen, da diese Kosten keinen Gegenwert am Haus darstellen. Dein Eigenkapital sollte mindestens die Nebenkosten decken. Alles andere ist finanzielles Harakiri.

2. Der Zinssatz (Der Preis der Zeit)

Selbst kleine Unterschiede von 0,1 % machen ĂŒber 30 Jahre Tausende Euro aus. Der Zinssatz, den dir die Bank anbietet, hĂ€ngt von deiner BonitĂ€t (SCHUFA), deinem Eigenkapitalanteil (Beleihungsauslauf) und der Lage der Immobilie ab.

Beleihungsgrenzen nutzen: Oft gibt es Zinstreppen. Eine Finanzierung von 80% des Objektwertes ist gĂŒnstiger als eine von 90%. Manchmal lohnt es sich, noch 5.000 € Eigenkapital "zusammenzukratzen", um unter eine magische Grenze (z.B. 80 % Beleihung) zu rutschen und 0,2 % Zins zu sparen.

3. Die anfÀngliche Tilgung (Der Hebel der Freiheit)

Dies ist das wichtigste Feld im Rechner. "AnfĂ€ngliche Tilgung" bedeutet: Wie viel Prozent der Kreditsumme zahlst du im ersten Jahr zurĂŒck?

  • Die 1%-Falle: FrĂŒher (bei 5-6% Zinsen) war 1% Tilgung Standard. In Niedrigzinsphasen verleitet 1% Tilgung dazu, sich "mehr Haus" zu leisten. Das Problem: Bei 1% Tilgung zahlst du ĂŒber 40 bis 50 Jahre ab. Du bist Rentner, bevor das Haus dir gehört.
  • Die Faustformel: Je niedriger der Zins, desto HÖHER muss die Tilgung sein, um in gleicher Zeit fertig zu werden. Warum? Weil der "Zinsersparnis-Effekt" (die ersparten Zinsen, die die Tilgung im nĂ€chsten Monat erhöhen) bei niedrigen Zinsen schwĂ€cher wirkt.
  • Empfehlung: Versuche, eine Tilgung von mindestens 2% bis 3% anzustreben. Das tut im monatlichen Budget weh, rettet dich aber vor der Altersarmut.

4. Zinsbindung (Die Wette)

Wie lange soll der Zins festgeschrieben sein? Nach Ablauf dieser Zeit (z.B. 10 oder 15 Jahre) wird "neu verhandelt".
Schau dir im Ergebnisbereich des Rechners die Zeile "Restschuld am Ende der Zinsbindung" an. Wenn diese Summe noch sehr hoch ist (z.B. > 200.000 €), hast du ein massives Risiko. Steigen die Zinsen bis dahin, explodiert deine Rate. Das nennt man Anschlussfinanzierungs-Schock.

Mathematischer Hintergrund: Die Anatomie der AnnuitÀt

Transparenz ist unsere WĂ€hrung. Du sollst verstehen, warum die Rate gleich bleibt, aber die Zinslast sinkt.

Die Grundformel der jÀhrlichen AnnuitÀt ($A$):

$A = K_0 cdot (i + t)$

Wobei $K_0$ der Darlehensbetrag, $i$ der Zinssatz (in Dezimal, z.B. 0.035) und $t$ der anfÀngliche Tilgungssatz (z.B. 0.02) ist.

Die monatliche Verrechnung (Der SchlĂŒssel):

Die monatliche Rate $R$ ist einfach $A / 12$. Aber intern passiert Folgendes jeden Monat $m$:

  1. Zinsanteil_m = Restschuld_(m-1) * (i / 12)
  2. Tilgungsanteil_m = Rate R - Zinsanteil_m
  3. Restschuld_m = Restschuld_(m-1) - Tilgungsanteil_m

Der Turbo-Effekt: Da du jeden Monat ein wenig Schuld abtrĂ€gst, sinkt im nĂ€chsten Monat der Zinsanteil minimal (da Zinsen immer auf die Restschuld berechnet werden). Da deine Rate an die Bank aber gleich bleibt ($R$ ist konstant), "fließt" der ersparte Zinsanteil automatisch in die Tilgung.
Deshalb steigt deine Tilgung im Laufe der Jahre exponentiell an, obwohl du nicht mehr zahlst. Das ist der umgekehrte Zinseszinseffekt.

Die "72er-Regel" fĂŒr Schulden

Normalerweise nutzt man die 72er-Regel fĂŒr Geldverdopplung. Bei Schulden hilft sie abzuschĂ€tzen, wann sich deine Schuld halbiert, wenn du keine Zinsen zahlen mĂŒsstest (reine Tilgungsdauer).
Genauer fĂŒr AnnuitĂ€ten: Laufzeit ≈ –ln(1 – (i/t) * (Rate/Zins - 1)) ...
Okay, das wird zu komplex fĂŒr den Kopf. Merke dir einfach: Bei 1% Tilgung und ĂŒblichen Zinsen brauchst du ca. 30-35 Jahre, um die Schuld nur zur HĂ€lfte abzutragen, weil am Anfang fast alles fĂŒr Zinsen draufgeht.

RealitÀts-Check: Inflation, Steuern & das Leben dazwischen

Kein Rechner kann das Leben vorhersagen, aber wir können Risiken benennen. Hier sind die Faktoren, die Bankberater gerne in NebensÀtzen verstecken.

1. Der Einfluss der Inflation auf deine Schulden (Dein heimlicher Freund)

Inflation ist schlecht fĂŒr Sparer, aber gut fĂŒr Schuldner. Warum?
Deine Rate von 1.500 € tut heute weh. Bei einer Inflation von 2-3 % pro Jahr steigen (hoffentlich) auch deine Löhne langfristig an. In 15 Jahren sind 1.500 € real deutlich weniger Kaufkraft als heute. Die nominale Schuld bleibt gleich, aber der "reale Wert" der Schuld sinkt durch die Geldentwertung.
Strategie: Eine Zinsbindung konserviert deine Kosten, wÀhrend dein Einkommen mit der Inflation wÀchst. Das macht Immobilienfinanzierung langfristig oft tragbarer, als es im ersten Jahr aussieht.

2. Steuern: Selbstnutzer vs. Kapitalanleger

Dieser Rechner unterscheidet nicht automatisch, aber du musst es tun:

  • Eigenheim (Selbstnutzer): Du kannst die Schuldzinsen NICHT von der Steuer absetzen. Du zahlst die Zinsen aus deinem Netto-Einkommen. Das macht jeden Prozentpunkt Zins extrem teuer.
  • Vermietung (Kapitalanleger): Hier sind Schuldzinsen "Werbungskosten". Sie mindern deine steuerpflichtigen Mieteinnahmen. Ein höherer Zins drĂŒckt zwar den Cashflow, aber das Finanzamt beteiligt sich quasi an den Kosten (abhĂ€ngig von deinem persönlichen Steuersatz). Investoren rechnen daher oft mit der "Nach-Steuer-Rendite".

3. Bereitstellungszinsen (Die versteckte GebĂŒhr)

Wenn du neu baust, rufst du das Darlehen nicht auf einmal ab, sondern nach Baufortschritt. FĂŒr den Teil, der noch bei der Bank liegt, verlangt die Bank oft nach 6-12 Monaten "Bereitstellungszinsen" (oft 3% p.a. oder 0,25% pro Monat).
Tipp: Verhandle eine möglichst lange "bereitstellungszinsfreie Zeit" (z.B. 12 oder 18 Monate). Unser Rechner geht von Vollauszahlung aus – kalkuliere diesen Puffer beim Neubau manuell ein!

4. Das "Forward-Darlehen" als Versicherung

LĂ€uft deine Zinsbindung in 2 oder 3 Jahren aus und du hast Angst vor steigenden Zinsen? Mit einem Forward-Darlehen kannst du dir die heutigen Zinsen fĂŒr die Zukunft sichern (gegen einen Zinsaufschlag). Das ist wie eine Versicherung. Unser Rechner hilft dir zu prĂŒfen, wie hoch die Restschuld zum Stichtag sein wird, um das Forward-Darlehen passgenau abzuschließen.

🔗 Dein Wissensnetzwerk: Rational entscheiden statt blind kaufen

Eine Immobilie ist ein komplexes Ökosystem aus Kosten, Steuern und Lebensplanung. Verlasse dich nicht auf eine einzelne Berechnung. PrĂŒfe deine Entscheidung aus verschiedenen Winkeln:

Starte jetzt oben die Simulation. Experimentiere mit der Tilgungsrate und sieh dir den Restschuld-Verlauf an. Deine Zukunft wird es dir danken.

HĂ€ufige Fragen (FAQ)

Soll ich lieber eine hohe Tilgung wÀhlen oder die Differenz in ETFs anlegen?

Das ist die Frage nach der 'OpportunitÀtsrendite'. Rein mathematisch gilt: Wenn deine Immobilienfinanzierung 4,0 % Zinsen kostet, ist jede Tilgung eine garantierte, steuerfreie Rendite von 4,0 %. Ein ETF kann langfristig 7-8 % bringen, unterliegt aber Schwankungen und Steuern. Die rationale Strategie: In Hochzinsphasen (>3-4 %) ist eine höhere Tilgung oft sicherer und psychologisch wertvoller (Schuldenfreiheit). In Niedrigzinsphasen (<1-2 %) war das Investieren in ETFs oft lukrativer (ZinsdifferenzgeschÀft). Achtung: Die Bank verlangt meist eine Mindesttilgung, um das Risiko zu begrenzen.

Was bedeutet das ZinsĂ€nderungsrisiko fĂŒr meine Restschuld?

Das ist die grĂ¶ĂŸte Gefahr bei AnnuitĂ€tendarlehen. Nach Ablauf der Zinsbindung (z.B. 10 Jahre) musst du die verbleibende Restschuld zu den DANN geltenden Zinsen neu finanzieren. Beispiel: Du zahlst heute 1.500 € Rate bei 3,5 % Zins. In 10 Jahren liegt der Zins bei 6,0 %. Plötzlich steigt deine Rate fĂŒr die Restschuld massiv an, oder du musst die Laufzeit drastisch verlĂ€ngern. Unser Rechner zeigt dir exakt die Restschuld am Ende der Bindung an – diese Zahl entscheidet ĂŒber deine Zukunft.

Lohnen sich Sondertilgungen wirklich?

Fast immer. Aufgrund des Zinseszins-Effekts (in diesem Fall zu deinen Gunsten bei der Schuldreduktion) senkt jede Sondertilgung den Zinsanteil der ZUKÜNFTIGEN Raten. Da die AnnuitĂ€t (Monatsrate) meist gleich bleibt, steigt dadurch dein Tilgungsanteil schneller an (der 'Turbo-Effekt'). Selbst kleine BetrĂ€ge wie 2.000 € jĂ€hrlich sparen ĂŒber die Laufzeit oft fĂŒnfstellige Summen an Zinsen und verkĂŒrzen die Kreditlaufzeit um Jahre.

Was ist der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins?

Der Sollzins (frĂŒher Nominalzins) ist der reine Preis fĂŒr das geliehene Geld. Der Effektivzins beinhaltet fast alle Nebenkosten des Kredits (z.B. BearbeitungsgebĂŒhren, Tilgungsverrechnungstermine, PreisaufschlĂ€ge). Um Angebote verschiedener Banken vergleichbar zu machen, musst du gesetzlich zwingend den effektiven Jahreszins vergleichen. Achtung: Kosten fĂŒr SchĂ€tzungen oder Bereitstellungszinsen sind im Effektivzins oft NICHT enthalten – hier genau ins Kleingedruckte schauen.

Warum bietet mir die Bank 10, 15 oder 20 Jahre Zinsbindung an?

Das ist eine Wette gegen die Bank. WĂ€hlst du eine kurze Bindung (5-10 Jahre), ist der Zins oft gĂŒnstiger, aber du trĂ€gst das Risiko, dass die Zinsen danach steigen. WĂ€hlst du eine lange Bindung (15-20+ Jahre), zahlst du einen Aufschlag (Zinsaufschlag), kaufst dir aber Planungssicherheit. Faustformel: In Niedrigzinsphasen lange Bindung wĂ€hlen (sichern!). In Hochzinsphasen eher kurze/mittlere Bindungen wĂ€hlen und auf sinkende Zinsen in der Zukunft spekulieren (riskant).

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